]> Festkoerperchemie Kap. 3.2.
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Inhalt 1. Bau + Strukturen 2. Reaktionen + Synthesen 3. Eigenschaften + Anwendungen
Vorlesung: Festkörperchemie

3. Eigenschaften und Anwendungen von Festkörpern

3.2. Polarisationseffekte (statischer Response)


Vorlagen


3.2.1. Elektrische Polarisation

3.2.1.1. Grundlagen, Übersicht
Die zweite Spalte der Polaristaions-Tabelle (2/X; s. Übersichtstabelle 3.1.1. in Kap. 3.1.) beschreibt die Ursachen, warum in einem Festkörper elektrische Polarisation auftreten kann. Bedingung für diese sogenannten dielektrischen Effekte ist natürlich, dass kein Ladungstransport erfolgt, der Stoff also ein Isolator ist, der weder Ionen- noch elektronische Leitfähigkeit zeigt. Besondere Dielektrika sind also Die kristallographische Voraussetzungen für das Auftreten dieser Effekt sind in der Übersicht Abb. 3.2.1. graphisch dargestellt.
Abb. 3.2.1. Kristallographische Voraussetzungen für besondere Effekte bei Dielektrika ‣ SVG
Die Bezeichnung der Gruppen von Kristallklassen s. auch Kap. 1.1.5.. Daraus folgt unmittelbar: Zudem sind Ferroelektrika immer sehr gute Dielektrika.
3.2.1.2. Gewöhnliche Dielektrika
Dielektrika sind Materialien, die auf elektrische Potentialdifferenz (elektrisches Feld) mit einer Polarisation P reagieren. Dazu darf keine elektronische oder Ionen-Leitfähigkeit (Transporteffekt!) auftreten. Als Richtwert gilt, dass die Leitfähigkeit kleiner als 1011 Ω cm sein sollte. Durch das äußeres elektrische Feld E wird ein Dipolmoment P induziert: Pk=α i,kE i mit α=ϵ0 χ Die Proportionalitätskonstante αi,k (Polarisation/Polarisierbarkeit) ist dabei ein 3x3-Tensor, χ ist die dielektrische Suszeptibilität. Je nach Substanz besteht α aus verschiedenen Anteilen: α=αe +αi +αd +αs Die einzelnen Anteile: Für die Größenordnung der Polarisierbarkeits-Anteile gilt aus nachvollziehbaren Gründen meist: αs αd αi αe Die Frequenzen, denen diese Effekte noch folgen können sind: Wegen der Frequenzabhängigkeit ist α also eine komplexe Grösse und ein 3x3-Tensor!!!

Als Materialien für gute Dielektrika werden meist Ferroelektrika als einfache Dielektrika wie z.B. BaTiO3 verwendet.

Anwendungen finden einfache Dielektrika vor allem in Kondensatoren zur Speicherung von Ladung (Q = C V). Die Kapazität C eines Kondensators beschreibt praktisch die Fähigkeit, Ladung zu speichern. Sie hängt dabei nach: C=ϵ ϵ0A d ab von

Praktisch erreicht man eine hohe Kapazität also entweder durch große Flächen (z.B. in Folienkondensatoren usw.) oder durch Füllung aus Materialien mit hohem hohen Dielektrizitätskonstanten ϵ.

Einige Details zu wichtigen Bauarten von Kondensatoren:

  1. Keramische Vielschicht-Kondensatoren (Kekos) Keramikbrei : z.B. BaTiO3 mit org. Bindemitteln (ϵ = 2000-6000) Folien von einigen 100 stel mm Dicke (weich und schmiegsam wie dünnes Tuch Trocknen auf Band Zerschneiden in Blätter (etwa 20 x 20 cm) auf jedem Blatt mehrere 1000 Elektroden mit Siebdruckverfahren z.B. Pd-Präparat : 70 \% Metall, 30 \% Organik je 30 bis 60 Blätter Pressen und Schneiden Brennen: 1000 - 1400 C (alle org. Bindemittel zersetzen) Ende: 3mm bis 1 cm gro"s A = 100 cm^2 / cm^3 $ also Effekt: gro"se Fläche und gutes Dielektrikum
  2. Elektrolyt-Kondensatoren (Elkos)} im Gegensatz zu Vielschicht-Kondensatoren: schlechtes Dielektrikum, aber: $\bullet$ sehr dünnes Dielektrikum $\bullet$ A etwa 10 x grö"ser als bei Vielschicht-Kondensatoren \fbox{zur Vorlage} Ta-Klotz = eine Elektrode Ta direkt oxidieren (da $ TaO_2$ zu unregelmä"sig durch anodische Oxidation $\mapsto$ 0.1 bis 0.2 $ \mu m$ dicke Schicht 2. Elektrode = MnO2 (aus MnNO3 bei 300oC $ MnO_2$: elektrisch leitend, au"serdem: Selbstheilung: bei Durchschlag \mapsto$ Erhitzen $\mapsto$ Reaktion: $ MnO_2 \longrightarrow MnO + \frac{1}{2} O_2$ $ O_2$ oxidiert Ta wieder Nachteil: nur in eine Richtung verwendbar: und zwar die der Anodisierung: + auf der Ta-Elektrode
Externe Links:

Nach der Verwendung von Keramik-Kondensatoren unterscheidet man:

Besondere Dielektrika sind ferroisch (nichtlineares Verhalten der Polarisation; Kap. 3.2.1.3.) oder zeigen Sekundäreffekte (Nebendiagonal-Elemente der Ursache/Wirkung-Tabelle; Kap. 3.2.1.4.).

3.2.1.3. Ferroische Dielektrika
Ferroelektrika
Bei den ferroischen Dielekrika tritt im Unterschied zu normalen Dielektrika eine Hysterese der Polarisierbarkeit auf (s. Abb. 3.2.3).
Abb. 3.2.3. Hysterese der Polarisation bei Ferroelektrika ‣ SVG
D.h. ohne E-Feld bleibt die remanente Polarisierbarkeit PR maximale Polaristaion: Sättigungspolarisation: PS zum Löschen: Koerzitiv-Feld EC Ferner haben alle Ferroelektrika sehr hohe Dielektrizitätskonstanten, so dass die oben für Dielektrika angegebenen Anwendungsbereiche wichtig sind. Mikroskopische Beschreibung der Vorgänge bei der Hysterese: Ohne Feld sind die Dipole innerhalb einer Domäne, die ca. 10 bis 100 A groß ist, ausgerichtet. Insgesamt kompensieren sich die Dipolmomente aber. Beim Anlegen des elektrischen Felds kommt es zur Ausbildung einer Netto-Polarisation, die durch drei unterschiedliche Prozesse zustande kommen kann:
  1. Umkippen der Dipole innerhalb bestimmter Domänen
  2. Erhöhung der Polarisation innerhalb bestimmten Domänen.
  3. Verschiebung der Domänengrenzen
Ferroelektrizität ist ein Tieftemperaturzustand. Oberhalb einer Umwandlungstemperatur Tc, der sogenannten ferroelektrischen Curie-Temperatur, wird der Feststoff paraelektrisch. ϵ folgt dem Curie-Weiss-Gesetz ϵ=CT -θ Hierbei ist C die Curie-Weiss-Konstante. Meist ist Tc proportional zu θ. Häufig wird ϵ nahe Tc sehr groß, so daß das Material als sogenannter PTC-Thermistoren eingesetzt werden kann.

Ferroische Materialien sind entweder Verbindungen mit umkehrbarer Polarisation der Kristallklassen C oder D oder Verbindungen mit leicht verschiebbaren Kationen und/oder Anionen (typische Verschiebungen um ca. 10 pm). Häufig handelt es sich um Oxide mit Ionen in oktaedrische Koordination, bei der die Ionen verzerrt oktaedrische Ligandenfelder ausbilden.

Beispiele und typische Strukturmerkmale:

In Tabelle 3.2.1. sind wichtige Materialien mit ihren ferro- bzw. ferri-elektrischen Curie-Temperaturen zusammengestellt.

Tab. 3.2.1. wichtige Dielektrika
Verbindung Tc [oC] ferroelektrisch antiferro-elektr. ferrielektrisch
BaTiO3 120 x
KNbO3 434 x
NaNbO3 638 x
LiNbO3 1210 x
PbZrO3 233 x
Pb(ZrxTi1-x)O3 (PZT) x x
Bi4Ti3O12 675 - - x
Gd2(MoO4)3 (GMO) 159 x - -
NaNO2 164 x - -
KH2PO4 (KDP) -150 x - -
NH4H2PO4 (ADP) -125 - x -

Nach der Ursache der umkehrbaren Polarisation unterscheidet man zwei Arten ferroelektrischer Kristalle:

Wegen der hohem Dielektrizitätskonstante \epsilon weden Ferroelektrika als Füllmaterial in Kondensatoren eingesetzt. Perowskite können dabei als Pulver oder Keramik verwendet werden, da die Polarisation in alle Richtungen möglich ist. Eine weitere Anwendung sind PTC-Thermistoren. Hierbei wird der positive thermischen Koeffizient (PTC = positive thermoelectric coefficient) nach der kritischen ferroelektrischen Temperatur ausgenutzt. Während die meisten nichtmetallischen Materialien (z.B. der Halbleiter NiO) einen negativen Koeffizienten aufweisen (NTC), steigt bei den PTC-Materialien der elektrische Widerstand mit der Temperatur stark an (wie bei Metallen, nur viel stärker). Typische Anwendung sind z.B. zur Temperaturregelung (z.B. bei Fönen o.ä.). Verwendete Materialien sind meist BaTiO3 oder PbTiO3 mit Mn- oder Fe-Dotierung (s. Abb. 3.2.X).
Abb. 3.2.2. Widerstand von PTC-Thermistoren ‣ SVG
Fazit: - Ausnutzung der umkehrbaren P + Hysterese - P und E-Feld nicht propotional ! (Ferroische Eigenschaft)
Antiferroelektrika
Antiferroelektrika sind sehr ähnlich den Ferroelektrika, die Dipole sind hier jedoch alternierend orientiert (s. Abb. 3.2.X). \psfig{figure=../angewandte/Xfig_bilder/ferroelektrisch.ps,width=5.0cm,angle=-90.} spontane Polarisation ist 0 keine Hysterese Beispiele: PbZrO3, NH4H2PO4 wie Ferroelektrika, nur abwechselnd ausgerichtete Dipole} Gesamtpolarisation über den Kristall = 0 keine Hysterese weitere Abb. : pzt_phasendiagramm (bei FK-Chemie!)
Ferrielektrika
$\Box$ eine Richtung ferroelektrisch, eine andere antiferroelektrisch $\Box$ Orientierung der Dipole: \psfig{figure=../angewandte/Xfig_bilder/ferrielektrisch.ps,width=8.5cm,angle=-90.} $\Box$ Beispiel:} $Bi_4Ti_3O_{12}$ $\Box$ in {\it eine} Richtung antiferroelektrisch: $\Box$ Verwendung wie Ferroelektrika Beispiele} - Li-Ammonium-Tartrat $LiNH_4(C_4H_4O_6)$ - $Bi_4Ti_3O_{12}$ (Aurivillius-Phasen)
3.2.1.4. Dielektrika mit 'Sekundäreffekten'
z.B. Polarisation ohne E-Feld, d.h. Nebendiagonal-Glieder der Polarisationstabelle
Piezoelektrika
Piezoelektrika sind Stoffe, die auf mechanischen Druck eine Polarisation zeigen, d.h. gegenüberliegende Kristallflächen laden sich unterschiedliche auf. Den umgekehrten Effekt, wenn beim Anlegen eines elektrischen Feldes Dehnung oder Stauchung des Materials erfolgt, nennt man Elektrostriktion. Bei linearer Abhängigkeit von Ursache und Wirkung gilt: χi,j ,kPσ =δ Pδσ χ sind die piezoelektrischen Koeffizient (Moduln). Da die Spannung ein Tensor 2. Stufe (3x3-Tensor) ist Die Materialien, die auf mechanischer Druck mit Aufladung unterschiedlicher Kristallflächen reagieren, lassen sich in der verschiedene Substanzklassen einteilen, die sich im Ladungsaufbau unterschieden. Vorraussetzung für das Austreten piezoelektrischer Effekt ist das Vorliegen von Kristallklassen ohne Inversionszentrum (und ohne Kristallklasse 432). Die 20 Klassen der Gruppe B, C, D und E zeigen den piezoelektrischen Effekt.

Die Strukturen der entsprechenden Materialien bestehen meist aus Tetraeder als Bauelementen. Da der Effekt nicht umkehrbar sein muss, ist der piezoelektrische Effekt besonders stark, wenn alle Tetraeder in eine Richtung weisen. Typische Beispiele für entsprechende Materialien sind:

Für verschiedene Anwendung werden auch Substanzen eingesetzt, die zusätzlich ferroelektrisch sind. - unterhalb der ferroelektrischen Temperatur - z.B. tetragonal verzerrte {Perowskite} $\diamond$ PZT (Bleizirkonat-Titanat: $ Pb(Zr_x,Ti_{1-x})O_3$) grö"ster piezoelektischer Effekt bei x=0.5 $\diamond$ auch $ BaTiO_3$ selber

Verwendung finden piezoelektrische Materialien für Mikrophone, Lautsprecher, Zigarettenanzünder, Frequenzgeber (Uhren), Aktuatoren usw. Fazit: Anwendung einer richtungsabhängigen Eigenschaft $\mapsto$ EK erforderlich !! Nebendiagonale der P-Tabelle $\mapsto$ Sekundärer Effekt aber i.A. linear, die Polarisation (Aufladung) ist porportional zur mechanischen Spannung.

Pyroelektrika
Pyroelektrika reagieren beim Aufheizen des Materials mit einer Aufladung der Kristallflächen. Die kristallographischen Voraussetzungen für das Auftreten dieses Effektes sind gleich wie die für Ferroelektrika, die Polarisation muss aber nicht umkehrbar sein. Temperaturänderung und Polarisation hängen linear voneinander ab {\Delta P = \pi \Delta T} Verwendung finden Pyroelektrika als IR-Detektoren. Wieder ist ZnO in der Wurtzit-Modifikation (Tetraeder, die alle in eine Richtung ausgerichtet sind) ein wichtiges Material. bei gleichmä"siger Erwärmung $\rightarrow$ auf Gegenflächen $\perp$ zur polaren Achse entgegensetzte Ladungen diese spontane Polarisation: im Unterschied zur Ferroelektrizität nicht umkehrbar Voraussetzung:} wie Piezoelektrika, zusätzlich aber polare Achse (Schraubenachse) Praktisch ist bei Pyroelektrika wegen Belegung der geladenen Flächen des Kristalls nur Differenzen me"sbar: $ \Delta P_S=\pi\Delta T$ $\frac{\pi}{\epsilon}$ maximal gro"s $\mapsto$ ferroelektr. Materialien mit gro"sem $\epsilon$ ungeeignet Verwendung finden diese Stoffe z.B. als IR-Detektoren (Triglycerinsulfat, ZnO).

\bf Ferroelektrika} Anwendung: von Ferroelektrika, die nicht nur hohes $\epsilon$ ausnutzen \fbox{1} PTC-Thermistoren} - Ausnutzung des positiven thermischen Koeffizienten:( Positive Thermoelektr. Coeffiezient) - während die meisten nicht metall. Materialien $\mapsto$ NTC (z.B. für HL NiO) - ferroelektrische Materialien nahe bei $ T_c$ $\mapsto$ PTC - bisher noch nicht verstanden warum?? also: Widerstand steigt mit der Temperatur (wie Metalle, nur viel stärker) Anwendung: zur Temperaturregelung (z.B. Fön) Material: meist $ BaTiO_3$ oder $ PbTiO_3$ \fbox{2} Displays mit transparenten ferroelektr. Materialien} Prinzip:} elektrisch steuerbare Doppelbrechung Material:} PLZT (Blei-Lanthan-Zirkonat-Titanat 8,65,35; Transparentes Display: mit Graustufen, aber nicht gro"s genug herstellbar \fbox{3} elektrooptische Schalter} Material:} $ LiNbO_3$ Prinzip:} "Anderung des Brechungsindexes durch elektrisches Feld

3.2.2. Optische Eigenschaften

3.2.3. Magnetische Polaristaion

Diamagnetismus
Ferromagnetismus
Antiferromagnetismus
Ferrimagnetismus

3.2.4. Mechanische Eigenschaften (elastisch)

Inhalt 1. Bau + Strukturen 2. Reaktionen + Synthesen 3. Eigenschaften + Anwendungen
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