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Inhalt Einleitung I. Spektroskopie II. Beugung III. Bildgebung IV. Sonstige Methoden
Vorlesung: Methoden der Anorganischen Chemie

I. Spektroskopische Methoden

6. Grundlagen der Symmetrielehre (Punktgruppen)


Vorlage(n)


6.1. Symmetrie und Methoden

Das Thema Symmetrie ist im Rahmen dieser Vorlesung in zwei Kapitel geteilt. Hier im Abschnitt I.6. werden die Grundlagen der Symmetrielehre und die Punktsymmetrien behandelt, im Kapitel II.2. geht es dann um die Translationssymmetrie und Kristallographie, die Voraussetzung für die Anwendung von Beugungsmethoden.

Generell profitieren fast alle Methoden von der Symmetrie (s. z.B. Kapitel I.7: Schwingungsspektroskopie). Z.T. beruhen die Methoden unmittelbar auf dem Vorliegen von Symmetrie, wie z.B. die Beugungsmethoden, die nur beim Vorliegen von Translationssymmetrie prinzipiell funktionieren können. Umgekehrt gibt es nur wenige Methoden, für die die Symmetrie wirklich ohne Bedeutung sind wie z.B. die Massenspektrometrie, die Thermoanalyse und bildgebende Verfahren wie z.B. REM/TEM (nicht im Beugungsmodus!). Mit Einschränkungen sind/waren auch für die NMR-, Mößbauer- und UV-Spektroskopie Symmetriebetrachtungen wichtig.

In der Spektroskopie vereinfacht die Ausnutzung von Symmetriebetrachtungen die Lösung des Energie-Eigenwertproblems (Block-Diagonalisierung des Eigenwertproblems nach Transformation der jeweiligen Koordinaten/Basisfunktionen in sogenannte Normalkoordinaten):

Die klassische Anwendung von Symmetrien ist natürlich im Bereich der Kristallographie und Beugungsmethoden (s. Kap. II.2.), wo zusätzlich noch Translationssymmetrie vorliegt. Generell ermöglicht bzw. erleichtert die Symmetrie auch die Beschreibung des festen Zustands erheblich. Punktsymmetrien bestimmen die äußere Form der Kristalle (Morphologie/Kristallgeometrie/Goniometrie). Bestimmte physikalischen Eigenschaften wie z.B. Piezoelektrizität, Pyroelektrizität und ferroische Eigenschaften sowie die Beugungsbilder hängen von der Punktgruppe (= Kristallklasse) ab. Zum Erkennen von Strukturzusammenhängen kann die Symmetrie als Ordnungsprinzip dienen (Gruppe-Untergruppe-Beziehungen). Auch für die Erklärung von Phasenübergängen (und Verzwilligungen) sind diese Betrachtungen nützlich. Symmetrie ist in der Chemie wie im Alltag allgegenwärtig. Sie wird auch bei Molekülen häufig unbewusst verwendet (z.B. Substitutionsmuster an Phenantren). In der (bio)organischen Chemie ist mit der Chiralität (R/S) eine Symmetrieeigenschaft besonders wichtig. Woodward-Hoffmann-Regeln (elektronische Strukturen) chemische Bindung in Koordinationsverbindungen: elektronische Strukturen, meist nur MO-Theorie Ligandenfeldtheorie; Mulliken-Symbole eg, t2g Moleküle mit hoher Symmetrie haben eine besondere Attraktivität (Propellan, Buckyball (C60), Dodecahedran, usw.). Strukturchemie (Festkörperchemie) schon im Grundstudium} auswendig gelernte Kristallographie (Sinn?) z.B. monokliner Schwefel (Warum? Wozu taugt diese Information?)

Über die Chemie hinaus spielt Symmetrie eine wichtige Rolle in der Natur, in Kunst und Alltag. Viele Naturgesetze folgen aus Symmetrien. In der Natur beobachtet man im Tierreich vor allem Spiegelebenen (Bewegung: Vorder-Rückseite; rechts-links gleich), bei Pflanzen finden sind dagegen vor allem Drehachsen (uniaxial = zur Sonne). ABER: Dinge oft erst interessant durch Symmetriebrechung: menschl. Gesichter: nie volles m (Psychologen: volles m wirkt unnatürlich) oft auch gerade in darstellender Kunst/Architektur: Symmetrie nicht voll

Mathematisch versteht man unter Symmetrie die Invarianz eines Systems gegenüber Transformationen. Mehr anwendungsorientiert (nach den russischen Kristallographen Fedorov und Schubnikov) wird Symmetrie definiert als die Eigenschaft einer geometrischen Figur/eines Objektes, in verschiedenen Positionen gleich auszusehen (ununterscheidbar von der Ausgangsposition zu sein).

Die Basis-Symmetrien sind

Im folgenden werden zunächst die Punktsymmetrie-Operationen/Elemente einzeln besprochen (Kap. 6.2.), ihre Kombination zu Punktgruppen (Kap. 6.3.) behandelt und die Konsequenz der Gruppeneigenschaft (Kap. 6.4.: Gruppentheorie, Charaktertafeln) besprochen.

6.2. Basis-Punkt-Symmetrie-Operationen/Elemente

6.2.1. Definitionen, Nomenklatur

Bei der Anwendung von Symmetriebezügen ist es besonders wichtig, immer Symmetrie-Operationen und Symmetrie-Elemente deutlich auseinanderzuhalten: Als Beispiel zeigt das H2O-Molekül, daß eine Drehung um 180o als Deckoperation möglich ist, die eingetragene Achse (alle diese Punkte bleiben bei der Operation unverändert) h2o_se.ps ist das Symmetrie-Element, eine 2-zählige Achse. Generell kann ein Symmetrieelement mehrere Symmetrieoperationen bedingen, z.B. beinhaltet die 3-zählige Achse im NH3-Molekül eine Drehung um 120o und eine um 240o.

Die verschiedenen Punktsymmetrieoperationen (Drehungen, Spiegelung, Inversion und zusammengesetzte Operationen wie Drehspiegelung/Drehinversion) können weiter klassifiziert werden in:

Umgekehrt folgt daraus, daß nur die Objekte selber chiral sind, die keine Symmetrielemente 2. Art aufweisen.

Die für ein Objekt beobachteten Symmetrieoperationen (!nicht -Elemente!) bilden die sogenannte Punktgruppe (z.B. eines Moleküls). Die Bezeichung bezieht sich auf die Tatsache, daß bei allen Operationen immer mindestens ein Punkt fest bleibt und die Symmetrieoperationen bzgl. Verknüpfung Hintereinanderausführen die Bedingungen einer mathematischen Gruppe erfüllen:

Die Punktgruppen der Moleküle entsprechen den Kristallklassen, die die makroskopische Symmetrie von Kristallen beschreiben. Allerdings gibt es unendlich viele Punktgruppen, während die mit der Translation vereinbaren Drehachsen (1,2,3,4 und 6) die Zahl der Kristallklassen auf 32 beschränkt.

Für die Bezeichnung von Symmetrie-Elementen und Punktgruppen gibt es leider zwei verschiedene Nomenklaturen:

Im Folgenden sollen diese beiden Nomenklaturen möglichst parallel verwendet werden.
Im Kap. 6.2.2 bis 6.2.4 werden zuerst die Basissymmetrieoperationen, in Kap. 6.2.5. die zusammengesetzten Symmetrieoperationen betrachtet.

6.2.2. Rotationen/Drehachsen

Unter der Rotations-/Dreh-Symmetrie versteht man eine Drehung um 360/n Grad um eine Achse. Diese Achse heißt n-zählige Drehachse. Jede n-zählige Drehachse bedingt (n-1)-Operationen, z.B. bedingt eine C3-Achse die Operationen C31 und C32. Es gilt immer Cnn=E. Drehungen sind eigentliche Symmetrieoperationen (1. Art), die Chiralität bleibt unverändert.

Die Operation wird durch die Anwendung der Matrix

cos α sin α 0
-sin α cos α 0
0 0 1
bewirkt, wobei α der Drehwinkel ist.

In der Hermann-Mauguin-Symbolik wird eine einfache Zahl (z.B. 2 = zweizählige Achse) geschrieben, nach Schönflies spricht man von Cn-Achsen (C steht für cyclisch, eine besondere Gruppeneigenschaft: Alle Elemente sind Potenzen eines einzigen Elementes, es handelt sich um eine sogenannte Abelsche Gruppe, in der auch das Kommutativgesetz gilt; z.B.: C32 = C31 circ C31) Als Symbole werden Polygone mit n Ecken verwendet, im Fall der zweizähligen Achse eine Ellipse.
Die Gruppen Cn weisen nur n-zählige Drehachsen als einziges Symmetrielement auf. Die Beispiele sind in der Vorlage I.6.1. und in Tabelle I.6.1. zusammengestellt. Bei Molekülen sind diese sogenannten zyklische Gruppen selten. Die Ordnung entspricht der Zähligkeit n der Drehachse. Die Hauptachse ist polar, die Objekte sind chiral (s.u, z.B. Propeller), weil Symmetrieelemente 2. Art fehlen. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist n (n=1,2,3,4,6), es gibt nur eine Richtung (Hauptachse) in der die Drehachse liegt.

Tab. I.6.1. Punktgruppen mit reinen Drehachsen
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
C1 1
SrH2(C4H4O6)2 4 H2O
C2 2
C12H22O11
C3 3
NaIO4 3 H2O
C4 4
Ba(SbO)2(C4H4O6)
C5 - -
(5)-Rotane
C6 6
(6)-Rotane NaK3Al4Si4O16

In Tabelle I.6.1. sind Beispiele für unterschiedliche n-zählige Drehachsen, d.h. Punktgruppen n (nach Hermann-Mauguin) bzw. Cn (nach Schönflies) zusammengestellt. Diese Gruppen enthalten die n-zählige Drehachse als einziges Symmetrielement. Sie sind bei Molekülen vergleichsweise selten. Die Gruppen sind zyklisch, alle Elemente sind Potenzen eines Grundelements. Die Gruppenordnung, d.h. die Zahl der Symmetrieoperationen, ist n. Die Hauptachse ist eine polare Achse, die Objekte sind chiral (Propeller), da Symmetrieelemente 2. Art fehlen. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist einfach nur n (mit n = 1, 2, 3, 4, 6).

Rotationen/Drehungen sind eigentliche Symmetrieoperationen (1. Art), d.h. die Chiralität bleibt erhalten. Bringt man z.B. in P(phenyl)3 chirale Reste an den Phenyl-Ring an, dann haben alle die gleiche Chiralität und das Molekül bleibt als Ganzes auch chiral. Wichtig ist zusammenfassend ebenfalls, daß bei Festkörpern mit Translationssymmetrie nur 1-, 2-, 3-, 4- und 6-zählige Achsen möglich sind.

Dagegen sind die nächsten zwei Operationen uneigentliche Symmetrieoperationen (2. Art), die Chiralität wird bei ihrer Anwendung umgekehrt, die Determinante der Transformationsmatrix ist negativ. Moleküle, die entsprechende Symmetrieelemente aufweisen, sind selber nicht mehr chiral.

6.2.3. Spiegelung/Spiegelebene (Punktgruppe Cs: Spiegelebene alleine)

Die Spiegelung als Symmetrieoperation bzw. die Spiegelebene als Symmetrie sind die bekanntesten Symmetrien. Eine Hälfte des Objektes geht bei Spiegelung an der Ebene, die man Spiegelebene (Mirror = m) nennt, in die andere über. Liegt die Spiegelebene in der xy-Ebene, also senkrecht zu z, dann gehen alle Punkte x,y,z in die entsprechenden Punkte x,y,-z über. Für die Matrix (Klammer bitte dazudenken!) gilt dann:
1 0 0
0 1 0
0 0 -1
Die Determinante ist also -1, es handelt sich um eine uneigentliche Symmetrieoperation 2. Art. Es handelt sich um genau eine Operation (σ2 = E). Die Bezeichnung nach Hermann-Mauguin ist m (für Mirror), nach Schönflies σ. Als Symbol verwendet man eine ausgezogene Gerade. Objekte mit der Punktgruppe Cs haben eine Spiegelebene als einziges Symmetrieelement. Beispiele s. Vorlage I.6.2. und Tabelle I.6.2.) Die Objekte sind nicht chiral, die Ordnung der Gruppe ist 2. Sowohl bei Molekülen als auch bei Kristallen ist die Punktgruppe Cs recht häufig. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung m entspricht 2¯ (gesprochen: 2-quer d.h. eine zweizählige Drehinversionsachse).

Tab. I.6.2. Die Punktgruppe Cs
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
Cs m
Ca8B18O33Cl4 4 H2O

In Tabelle I.6.2. sind dreidimensionale Beispiele gezeigt. Als zweidimensionales Beispiel sind Klecksfiguren (Apfelmännchen) geeignet. Die Spiegelsymmetrie ist im Tierreich weit verbreitet (Fliege, Hände: eine ist Spiegelbild der Anderen, vgl. die Bezeichnung 'Händigkeit' (Chiralität). Chirale Objekte lassen sich nicht durch eigentliche Symmetrieoperationen (Verschiebung, Drehung) zur Deckung zu bringen. Chiralität ist extrem wichtig für die Chemie, insbesondere Organik und Biochemie. Chiralität tritt immer auf, wenn Symmetrieoperationen 2. Art fehlen. Einfache Beispiel für Objekte, die aussschließliche eine Spiegelebene enthalten, sind z.B. das Molekül SOCl2 oder die Kristalle von Hilgardit, einem Calcium-Borat-Chlorid.

6.2.4. Inversion/Punktspiegelung (Ci: Inversionszentrum alleine)

Auch die Inversion = Punktspiegelung (als Symmetrieoperation) ist eine uneigentliche Symmetrieoperation. Das zugehörige Symmetrieelement, das Inversionszentrum, ist nur ein Punkt. Liegt das Inversionszentrum im Ursprung des Koordinatensystems, dann folgt aus jedem Punkt x,y,z einer bei -x,-y,-z. Die entsprechende Matrix lautet also:
-1 0 0
0 -1 0
0 0 -1
Die Determinante ist -1, es liegt also wieder eine uneigentliche Symmetrieoperation (2. Art) vor. Es handelt sich wieder nur eine einzige Symmetrieoperation, denn i2 = E.
Die Bezeichnung nach Hermann-Mauguin ist -1 (Begründung s.u.), nach Schönflies i (für Inversion). Man sagt auch, die Objekte sind zentrosymmetrisch, als Symbol ist ein kleiner Kringel für den fixen Punkt verwendet.
Die Punktgruppe Ci hat die Inversion (i) ist einziges Symmetrieelement und einzige Symmetrieoperation. Beispiele sind auf der Vorlage I.6.2. und in Tabelle I.6.3. zu finden. Wie Objekte mit Punktgruppe Cs sind auch die mit Ci nicht chiral.

Tab. I.6.3. Die Punktgruppe Ci
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
Ci -1
MnSiO3

Als Beispiele sind praktisch keine einfachen Gegenstände aus dem Alltag bekannt. Das Musterbeispiel für ein Molekül ist das substituierte Ethan C2H2Cl2Br2 (nur in einer Orientierung!). Sehr viele Kristall organischer Racemate gehören zu dieser Kristallklasse, das Mn-Silikat Rhodonit ist ein anorganisches Beispiel.

6.2.5. Zusammengesetzte Operationen

Außer Drehachsen, der Spiegelebene und dem Inversionszentrum gibt es noch weitere Arten von Symmetrieoperationen mit konstantem Punkt, die sich aber aus den genannten zusammensetzen (durch 'Hintereinander-Ausführen') lassen. Dabei ist extrem wichtig, daß die einzelnen Symmetrieelemente nicht notwendigerweise vorhanden sind! Die Definitionen dieser Symmetrieelemente sind bei der Hermann-Mauguin- und bei der Schönflies-Nomenklatur leider grundsätzlich unterschiedlich: Als Hilfsmittel zur Erkennung von Symmetrien, hier also z.B. für die Frage, welche Drehinversionsachsen ev. welchen Drehspiegelachsen entsprechen usw., wird die sogenannte stereographische Projektion gezeichnet. Diese wird hier zunächst vereinfacht an Beispielen erörtert, später dann aber noch genauer definiert. Die Drehachse mit der höchsten Zähligkeit wird senkrecht zur Papierebene orientiert. Man startet mit einem sogenannten Punkt allgemeiner Lage, also einem Punkt, der nicht auf einem der Symmetrieelemente liegt. Durch Kringel, Punkte oder Kreuze wird gekennzeichnet, ob der Punkt ober- oder unterhalb der Zeichenebene liegen soll. Dann werden die verschiedenen Symmetrieoperationen auf diesen Punkt angewendet, und dabei alle seine Positionen eingetragen. (! Die gestrichelten Linien sind nur Hilfslinien, keine Symmetrieelemente!) Beispiele für C4 und S2 finden sich in Tablle I.6.4.

Tab. I.6.4. Vereinfachte stereographische Projektion
C4 i

Mit diesem Hilfsmittel können nun die Drehspiegel- (Schönflies) bzw. die Drehinversions-Achsen (Hermann-Mauguin) verglichen werden (s. Vorl. I.6.2.).

Drehspiegelachsen Sn (nach Schönflies) sind Drehungen, denen eine Spiegelung an der Ebene folgt, die senkrecht zur Drehachse liegt (s. Tab. I.6.5. oben):

Tab. I.6.5. Drehspiegel- und Drehinversions-Achsen
Achse n=1n=2n=3n=4n=6
Dreh- S1 S2S3S4S6
spiegel-A. σ i C3h
Sn
Dreh- -1 -2 -3 -4 -6
inversions-A. i m 3+i 3/m
-n

Drehinversionsachsen -n (Hermann-Mauguin) sind dagegen Drehungen, denen eine Inversion an einem Punkt auf der Achse folgt (s. Tab. I.6.4 unten).

Merken muss man sich also für den Zusammenhang von Schönflies- und Hermann-Mauguin-Symmetrien: Die meisten Drehinversions- bzw. Drehspiegelachsen sind also bereits durch Kombinationen andere Symmetrieoperationen beschrieben. Das einzige sehr wichtige und wirklich neue Symmetrieelement ist -4 = S4.

Anzumerken ist noch, daß die Zahl erzeugter symmetrieäquivalenten Punkte nicht mit der Zähligkeit n korreliert, z.B. ergibt die Anwendung von S3 und S6 jeweils sechs symmetrieäquivalente Punkte.
Die möglichen Symmetrieoperationen mit konstantem Punkt, die mit der Translationssymmetrie vereinbar sind, sind lediglich (Kristallographische Symmetrien):

6.3. Punktgruppen (2- und 3-dimensional)

Als Punktgruppe bezeichnet man die Sammlung aller Symmetrieoperationen eines realen Objektes, also die Kombinationen aller Symmetrieelemente mit konstantem Punkt.
Mit der Translation vereinbar ist nur eine begrenzte Zahl von Punktgruppen (s. Abb. I.6.1. die jeweils beiden oberen Kisten).
Abb. I.6.1. Flächen- und Raumgruppen ‣ SVG
Die Gesamtzahl möglicher Gruppen, die mit der Translationssymmetrie vereinbar sind, die also keine die 5-, 7- oder höher-zähligen Achsen enthalten, sind (s. Tabellen auf Vorl. 6.4.) Von Punktgruppen spricht man meist nur in der Molekülchemie und der Spektroskopie, alle kristallographischen Punktgruppen werden Kristallklassen genannt. Sie beschreiben die äu"sere Form ideal gewachsener Kristalle der Kristallart und liefern damit im günstigsten Fall diese Symmetrieinformation direkt. Ohne die Beschränkung durch die Translationssymmetrie ergeben sich natürlich sowohl im zwei- als auch im dreidimensionalen Fall unendlich viele Punktgruppen. Wie für die einzelnen Symmetrieelemente gibt es nun auch für die Punktgruppen eine definierte Nomenklatur.

6.3.1 Nomenklatur

Die Benennung der Punktgruppen ist, wie auch die der Symmetrieelemente selber, wieder in den beiden Nomenklaturen Hermann-Mauguin- und Schönflies-Benennung unterscheidlich.

6.3.2. Tabellen der zwei- und drei-dimensionalen Punktgruppen

Die zweidimensionalen Punktgruppen der Ebene entstehen aus den Basis-Symmetrieelementen 1,2,3,4,6 und m, die mit der Translation verträglich sind. Es gibt insgesamt 10 Stück. Die Hauptachse wird immer senkrecht zur Papier-Ebene gelegt (z ist quasi die 3. Dimension). Die allgemeine Richtungs-Benennung ist: z (Hauptachse), x (Senkrechte dazu) ,d (Diagonale).

Tab. I.6.5. Zweidimensionale Punktgruppen und angepaßte Koordinatensysteme
Nr. Hermann-MauguinSchönfliesKoordinatensystem
1 1 C1 schiefwinklig: a ≠ b, γ beliebig
2 2 C2
3 1m1 Cm rechtwinklig: a ≠ b, γ=90o
4 2mm C2v
5 411 C4 quadratisch: a=b, γ=90o
6 4mm C4v
7 311 C3 hexagonal a=b, γ=120o
8 3m1 C3v
9 611 C6
10 6mm C6v

Es gibt insgesamt 32 dreidimensionale Punktgruppen, die sich aus den Kombinationen der Symmetrieoperationen ergeben, die mit der Translationssymmetrie vereinbar sind (Symmetrieelemente 1,2,3,4,6,-1,-2=m und -4). In Tabelle I.6.6. sind diese Ebenenpunktgruppen nach Koordinatensystemen geordnet. Die Wahl der Koordinatensysteme wird jeweils angepaßt an die Symmetrien vorgenommen. Alle Punktgruppen haben in der Kristallographie/Mineralogie nochmals eigene Namen.

Tab. I.6.6. Dreidimensionale Punktgruppen und angepaßte Koordinatensysteme
Nr. Hermann-Mauguin- Schönflies-NameKoordinatensystem
Kurz-Symbol Lang-SymbolSymbol (Mineralogie)
11 1 C1 triklin-pedialtriklin (keine ausgezeichnete Richtung): a, b, c beliebig; α, β, γ, beliebig
2-1 -1 Citriklin-pinakoidal
3m 1m1 Csmonoklin-domatisch monoklin (eine ausgezeichnete Richtung, die üblicherweise als b-Richtung gewählt wird): a ≠ b, γ beliebig
42 121 C2monoklin-sphenoidisch
52/m12/m1 C2hmonoklin-prismatisch
6mm2 mm2 C2vrhombisch pyramidal orthorhombisch: a ≠ b ≠ c; α=β=γ=90o
7222 222 D2rhombisch-dispheniodisch
8mmm2/m 2/m 2/m D2hrhombisch-dipyramidal
94 411 C4 tetragonal-pyramidaltetragonal: a=b≠c, α=β=γ=90o
10-4 -4 S4tetragonal-disphenoidisch
114/m4/m C4htetragonal-dipyramidal
124mm 4mm S4ditetragonal-pyramidal
13-42m-42m C4htetragonal-skalenoedrisch
14422 422 S4tetragonal-trapezoedrisch
154/mmm4/m 2/m 2/m D4hditetragonal-dipyramidal
163 3 C3trigonal-pyramidal trigonal, (hexagonale Achsen): a=b≠c, α=β=90o
17-3 -3 S6rhomboedrisch
183m13m1 C3vditrigonal-pyramidal
19321 321 D3ditrigonal-trapezoedrisch
20-3m1-3 2/m 1 D3dditrigonal-skalenoedrisch
216 6 C6hexagonal-pyramidal hexagonal: a=b≠c; α=β=90o, γ=120o
22-6 -6 C3htrigonal-dipyramidal
236/m6/m C6vhexagonal-dipyramidal
24-6m2-6m2 D3hditrigonal-dipyramidal
256mm 6mm C6vdihexagonal-pyramidal
26622622 D6hexagonal-trapezoedrisch
276/mmm6/m 2/m 2/m D6hdihexagonal-dipyramidal
2823 23 Ttetraedrisch-pentagondodekaedrisch kubisch: a=b=c, α=β=γ=90o
29m-3 2/m -3 Thdisdodekaedrisch
30-43m-4 3 m Tdhexakistetraedrisch
31432432 Opentagonikositetraedrisch
32m-3m 4/m -3 2/m Ohhexakisoktaedrisch

6.3.3. Bestimmung von Punktgruppen

Zur Bestimmung von Punktgruppen gibt es diverse mehr oder weniger nützliche Fließ-Schemata. Eines ist auf Vorlage I.6.4 bzw. in Abbildung 6.2. dargestellt.
Abb. I.6.2. Fließschema zur Bestimmung der Punktgruppe ‣ SVG
Punktgruppen ganz ohne Achsen sind ganz links zu finden. Unter 'speziellen Gruppen' werden solche ohne Drehachsen oder mit mehreren Achsen hoher Zähligkeit eingruppiert (ganz rechts). Wenn eine n-zählige Drehachse vorliegt, wird zunächst auf reine Drehspiegelachsen (Sn-Achse ?) abgefragt. Anschließend erfolgt mit der Frage nach senkrecht zur n-zähligen Achse stehenden weiteren 2-zählige Drehachsen die Trennung in D- und C-Gruppen. Für diese beiden Gruppen werden jeweils solche mit oder ohne vertikaler oder horizontaler Spiegelebene unterschieden.

6.3.4. Beispiele für Moleküle und Kristallpolyeder

Im Folgenden sind für alle 32 kristallographischen und einige nichtkristallographische Punktgruppen Beispiele (Moleküle und Kristallpolyeder) gezeigt. Die Gruppierung der Beispiele folgt der Schönflies-Nomenklatur. Zur entsprechenden Benennung nach Hermann-Mauguin sind die stereographischen Projektionen (mit einem Punkt allgemeiner Lage) und die einzelnen Bezeichnungsrichtungen angegeben. Die Farbkodierung der Symmetrieelemente und Bezeichnungsrichtungen in den nicht kubischen Punktgruppen ist: Zu einigen Punktgruppen gibt es auch VRMLs der Moleküle/Polyeder mit und ohne eingezeichnete Symmetrieelemente. Hier gilt ebenfalls die oben angegebene Farbkodierung.

Reine Drehgruppen Cn

Die reinen Drehgruppen und Beispiele dazu sind in Tabelle I.6.1. bei der Einführung dieser Symmetrien zu finden.

Cnv: Drehachsen mit vertikalen Spiegelebenen

Objekte mit Punktgruppen Cnv haben neben der n-zähligen Drehachse noch n vertikalen Spiegelebenen (vgl. Vorlage I.6.5. und Tab. I.6.7.). Die Gruppenordnung ist 2n. Moleküle und Kristalle mit diesen Punktgruppen sind sehr weit verbreitet, wichtig z.B. das Wassermolekül mit C2v- oder Ammoniak mit C3v-Symmetrie. Die Punktgruppen C5v und C∞v (d.h. linear ohne vertikale Spiegelebene) sowie die mit allen anderen Drehachsen sind nichtkristallographisch, d.h. nicht mit der Translationssymmetrie vereinbar. Für gerade n ist die Hermann-Mauguin-Bezeichnung nmm, für ungerade n (n=3) nur nm, da z.B. für n=3 keine Spiegelebene senkrecht zur Diagonalen (3. Richtung) liegt.

Tab. I.6.7. Punktgruppe Cnv
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
C2v 2 mm SVG
Mg(NH4)PO4 6 H2O
H2O (2mm): Molekül alleine und mit SE
SO2Cl2 (2mm) Molekül alleine und mit SE
C3v 3 m SVG
Turmalin
C4v 4 m m SVG
AuS(CH2C6H5)2Cl
C5v -
C6v 6 m m SVG
Bromellit (BeO)

Cnh: Drehachsen mit horizonaler Spiegelebene

Die Gruppen Cnh haben neben der n-zähligen Drehachse noch zusätzlich eine horizontale Spiegelebene. (s. Vorl. I.6.6.). Diese wird in der stereographischen Projektion durch die ausgezogene Linie in der Projektionsebene angegeben. Durch diese Spiegelebene kommen alle Punkte sowohl über- als auch unter der Papierebene zu liegen, die Gruppenordnung ist damit 2n. Wegen der Spiegelebene sind Objekte mit diesen Punktguppen zentrosymmetrisch. Bei Molekülen sind diese Gruppen, wie die untenstehenden Beispiele zeigen, recht selten. Die zugehörige Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist n/m, wobei allerdings für 3/m meist -6 genannt wird.

Tab. I.6.8. Punktgruppe Cnh
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
C2h 2/m SVG
BaS2O6 2 H2O
Oxalsäure C2O4H2: (2/m) Molekül alleine und mit SE
C3h 3/m= -6 SVG
Li2O2
C4h 4/m SVG
Na4Al3Si9O24Cl (Meionit)
C6h 6/m SVG
Ca5(PO4)3F (Apatit)

Dn: n-zählige Drehachse mit senkrechten 2-zähligen Achsen

Die Diedergruppen Dn weisen außer der n-zähligen Drehachse weitere 2-zählige Drehachsen auf, die senkrecht zu dieser Hauptachse liegen. Diese 2-zähligen Achsen kommen wegen der Hauptdrehachse n-mal vor (vgl. Vorlage I.6.7.). Auf den Diagonalen (d, 3. Bezeichnungsrichtung für das Hermann-Mauguin-Symbol) entstehen noch weitere 2-zählige Achsen. Objekte mit D2-Gruppen haben kein Inversionszentrum und keine Spiegelebene, d.h. sie sind chiral. Ein sehr wichtiges Beispiel aus dem Bereich der Kristallpolyeder ist der Quarz (PG D3), von dem zwei 'Enantiomere' gefunden werden können. Bei Molekülen sind Beispiele mit Dn-Gruppen nicht sehr häufig. Ein Beispiel für D2 ist Twistan. Das für die anorganische Chemie sehr wichtige Beispiel sind tris-chelat-Komplexe, die zur Punktgruppe D3 gehören. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnungen sind n2 (für ungerade n) bzw. n22 für gerade n.

Tab. I.6.9. Punktgruppen Di
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
D2 2 2 2 SVG
Ba(HCOO)2
Twistan (222) Molekül mit SE
D3 3 2 SVG
Tris-chelat-Komplexe (32) Molekül
D4 4 2 2 SVG
Cl3CCO2K . Cl3CCO2H
D6 6 2 2 SVG
SiO2 (Quarz)

Dnh: Dn mit horizontaler Spiegelebene

Bei den Punktgruppen Dnh kommt zusätzlich zu Dn noch eine horizontale Spiegelebene hinzu. Die stereographischen Projektionen entsprechen damit denen von Dn, mit dem Unterschied, daß jeder Punkt allgemeiner Lage sowohl oberhalb als auch unterhalb der Zeichenebene vorkommt. Durch diese Symmetrien entstehen auch vertikale Spiegelebenen, wie sie z.B. bei den Gruppen Cnv vorliegen (vgl. Vorlage 6.8.) Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung für ungerade n ist -n 2/m, für gerade n lautet sie n/m 2/m 2/m oder kurz n/mmm.

Tab. I.6.10. Punktgruppen Dnh
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
D2h m m m SVG
HFeAl5Si2O13 (Staurolit)
D3h -6 2 m SVG
BaTiSi3O9
D4h 4/mmm = 4/m2/m2/m SVG
TiO2 (Rutil)
Re2(CO)10: Molekül alleine, mit 4/m in z, mit 2/m in x, mit 2/m in d und mit allen SE Rutil: Kristall alleine, mit 4/m in z, mit 2/m in x, mit 2/m in d und mit allen SE
D5h -
D6h 6/m 2/m 2/m SVG
Be3Al2Si6O18
D∞h - O=C=O, H-H

Dnd: Dn mit diagonalen Spiegelebenen

Objekte mit den Punktgruppen Dnd (vgl. Vorlage I.6.9.) haben neben der n-zählige Drehachse noch n horizontale 2-zählige Achsen winkelhalbierend (diagonal). Dadurch entstehen auch 2n-zählige Drehspiegelachsen, und n vertikalen Spiegelebenen. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnungen s.u.

Tab. I.6.11. Punktgruppen Dnd
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
D2d -4 2 m SVG
CuFeS2 (Chalkopyrit)
D3d -3 m = -3 2/m SVG
CaCO3 (Calcit)
D4d -
Mn2(CO)10: Molekül alleine, mit 4/m in z, mit 2/m in x, mit 2/m in d und mit allen SE
D5d -

Sn: Drehspiegelebenen alleine

Gruppen mit Drehspiegelachsen (Schönflies) bzw. Drehinversionsachsen (Hermann-Mauguin) alleine werden mit Sn bzw. -n bezeichnet (vgl. Vorlage I.6.9.) Es liegt nur eine n-zählige Drehspiegel- bzw. Drehinversionsachse vor. ACHTUNG, die n sind zwischen Hermann-Mauguin- und Schönflies meist verschieden!! Auch diese Gruppen wurden bereits bei der Einführung der 'zusammengesetzten' Symmetrieoperationen genannt. Hier noch Molekülbeispiele:

Tab. I.6.12. Punktgruppen Si
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
S4 -4 SVG
CaB(OH)4AsO4 (Cahnit)
S6 -3 SVG
CaMg(CO3)2

Tetraeder- und Oktaeder-Punktgruppen

Die Tetraeder- und Oktaedergruppen (Vorlage I.6.10.) haben gemeinsam: Für die Benennung gilt also:
Um hier die Symmetrie zu verstehen, muß das Prinzip der stereographischen Projektion korrekt betrachtet werden. Hierzu ist in Abb. I.6.3. links das Prinzip erklärt, rechts ist die stereographische Projektion eines Würfels dargestellt.
Abb. I.6.3. Prinzip der stereographischen Projektion ‣ SVG
Zur Konstruktion der echten stereographische Projektion wird eine Achse höchster Zähligkeit vertikal ausgerichtet (im kubischen also eine der 4-zähligen Achsen). Um das Objekt drumrum (oben Nordpol, unten Südpol) wird eine Kugel gezeichnet, deren Mittelpunkt im Schwerpunkt des Objektes liegt. Vom Mittelpunkt aus wird jedes Atome/Fläche/Ecke auf diese Kugel projeziert. Dies ist gut vorstellbar, indem eine Lichtquelle im Zentrum der Kugel aufgestellt wird und der Schattenwurf auf die Kugel betrachtet wird. Dann werden die Punkte (Schatten) auf der Kugel (bei Flächen: die Flächenpole...) mit dem jeweiligen Gegenpol verbunden und die Durchstichstelle durch die Äquatorebene markiert, und zwar unterschiedlich, je nachdem ob eine Nord- oder eine Südpolprojektion erfolgte.
Wir auf diese Weise ein Kubus behandelt, dann sieht man, wo die einzelnen Symmetrielemente liegen. Charakteristisch für das kubisch Muster sind dreizählige Achsen (Dreiecke) an den Orten der projezierten Raumdiagonalen. Zur Erleichterung der Konstruktion gibt es das sog. Wulfsche Netz, das leicht die Bestimmung von Winkeln usw. zwischen den Punkten erlaubt.

Kurze Erklärungen zu den einzelnen kubischen Punktgruppen, die Abbildungen sind in Tabelle I.6.13. zusammengestellt. Der Unterschied zwischen den Oktaeder- und den Tetraeder-Gruppen sind die vierzähligen Achsen in der 1. Blickrichtung (x,y,z) und die zweizähligen Achsen auf den Diagonalen d (x+y usw.; 3. Richtung).

Tab. I.6.13. Tetraeder- und Oktaedergruppen
Schönflies H.M.stereographische ProjektionMolekülKristall
T 23 SVG
NaClO3
Th 2/m -3 = m -3 SVG
FeS2 (Pyrit)
Td -4 3 m SVG
ZnS (Sphalerit)
O 432 SVG
Cu2O
Oh 4/m -3 2/m = m -3 m = m 3 m SVG
Cu

Neben diesen 32 kristallographischen Punktgruppen (mit Beispielen zur Beschreibung von Molekülen und makroskopischen Kristallen) gibt es unendlich viele nichtkristallographische Punktgruppen. Wegen der Fünfzähligkeit ebenfalls nicht kristallographisch sind die Ikosaedergruppen. Ih ist die volle Ikosaeder- bzw. Pentagondodekaedersymmetrie mit der Hermann-Mauguin-Bezeichnung -5 -3 2/m (Langsymbol) bzw. -5 -3 m (Kurzsymbol). Ikosaeder und Pentagondodekaeder sind ebenfalls zueinander dual, auch alle Polyeder dazwischen gehören zur selben Punktgruppe (z.B. der C60-Fußball) .

6.3.5. Gruppe-Untergruppe-Beziehung bei oktaedrischen Komplexen

Anhand der 'alten' Beispiele aus der Vorlesung Chemie der Metalle zu möglichen Stereoisomeren bei oktaedrischen Komplexen läßt sich das Gruppe-Untergruppe-Prinzip zeigen. Bei der Substitution am idealen Oktaeder (z.B. durch Austausch der einen Ligandensorte gegen zwei verschiedene Liganden A und B) treten verschiedene Untergruppe des Oktaeders auf, bei denen einige Symmetrieoperationen fehlen. In Tabelle sind die VRML-Abbildung dazu zuzusammengestellt. (A,B und C stehen für unterschiedliche Liganden, A1 und A2 usw. sind jeweils Stereoisomere zueinander, vereinfachte Darstellung: jede gelbe Bindung steht für einen Chelatliganden!)

Wer mag, kann das ganze auch basteln, die Vorlage ist hier.

Tab. I.6.14. Substitutionsmuster bei Oktaedern (VRMLs)
Zähnigkeit Summenformel Isomer A1Isomer A2 Isomer B1 Isomer B2 Isomer C
einzähnig MA6 MA6 (Oh,m3m)
MA5B MA5B(C4v,4mm)
MA4B2 cis(C2v,2mm) trans(D4h,4/mmm)
MA3B3 fac(C3v,3m1) mer(C2v,2mm)
MA2B2C2 cis/cis/cis(C1,1) cis/cis/cis(C1,1) cis/cis/trans(C2v,2mm) trans/trans/trans(D2h,mmm)
zweizähnig M(AA)3 A1 (D3,32) A2 (D3,32)
ein- und zweizähnig M(AA)2B2 A1 (C2,2) A2 (C2,2) B (D2h,mmm)
ein- und vierzähnig M(AAAA)B2 A1(C2,2) A2(C2,2) B1(C1,1) B2(C1,1) C(C2v,2mm)

Wichtige Punkte/Fragen bei diesen Beispielen:

* * * * Weihnachtsspecial: Gruppe-Untergruppe-Beziehung bei Dominosteinen * * * * *

6.3.6. Übungen

  1. Hg2Cl2
  2. PCl4F
  3. Borazol B3N3H6
  4. B5H9
  5. Ir4(CO)12
  6. S4N4
  7. Co2CO8
  8. B4O5(OH)42-
  9. Mn2CO10
  10. NSF3
  11. [Al(CH3)3]2
  12. [NbCl5]2
  13. S4N5+
  14. [CH3AlNC6H5]4

6.4. Basen, Darstellungen, Charaktertafeln

Bei allen Spektroskopie-Arten muß bekanntlich das Eigenwertproblem der Energie (Schrödinger-Gleichung) Ĥψx =Eψx gelöst werden. Die Lösung besteht aus: In der realen Welt sind die Probleme gegenüber der PC-Einfachstfälle nicht mit nur einer Koordinate x beschreibbar, sondern sie sind i.A. mehrdimensional (Koordinaten xi). Die Beschreibung des Grundproblems erfolgt dabei zunächst in (mehr oder weniger sinnvollen) Basis(koordinaten) xi, die mit Hilfe von Symmetriebetrachtungen und Gruppentheorie in sehr einfache orthogonale Koordinaten transformiert werden können. Durch diese Koordinatentransformation gelingt quasi die Zerlegung der Säkulardeterminate in eine Blockdiagonalform, jeder Eigenwert/Lösungsfunktion ist nur von einer der neuen Koordinaten abhängig. Die Gruppentheorie löst zwar nicht das Eigenwertproblem, nutzt aber die Tatsache aus, daß in der gewählten Basis die Symmetrie steckt. Diese weist den Weg (bzw. gibt formale mathematische Prozeduren dorthin) zu einer neuen, sogenannten orthonormalen Basis (sog. Basistransformation), die die Zergliederung des Problems erlaubt. Im Idealfall sind in der neuen Basis alle Koordinaten orthogonal (Normalkoordinaten), zu jeder Eigenenergie (Observable!) gehört eine eindeutige Eigenfunktion. Diese sind dann im Idealfall linear unabhängig voneinander.

Zur Beschreibung des Eigenwertproblems wird je nach Problem (Schwingungen, elektronische Zustände usw.) ein Satz zunächt beliebiger, i.A. linear abhängiger Koordinaten/Vektoren/Tensoren (sog. Start-Basis) gewählt. Das können z.B. sein:

Die Basis sind also anschaulich die Koordinaten oder Funktionen, auf die die Symmetrieoperationen einer Gruppe wirken. Mathematisch sind es Vektoren, für die die Matrizen der Symmetrieoperationen die Wirkung der Symmetrieoperation wiedergibt. Die Matrizen der Symmetrieoperationen bilden eine mathematische Gruppe, sie sind eine (mehrdimensionale reduzible) Darstellung der Punktgruppe. Diese N-dimensionale Darstellung besteht, wenn die Basis aus N Koordinaten besteht, aus S NxN Matrizen (s.u. die 4 3x3- bzw. 9x9-Matrizen für H2O), wobei S die Zahl der Symmetrieoperationen der Gruppe ist.

Die Darstellungstheorie besagt nun (ohne Beweis!!!), daß diese Matrizen stark reduziert werden können, ohne daß dabei die Symmetrieinformationen verloren gehen; die Spuren (Summe der der Diagonalelemente) der Matrizen sind ausreichend, sie bilden eine eindimensionale reduzible Darstellung (Kolonne aus Spuren von Matrizen: (N, ?, ?, ? , ?) (für H2O: 3 1 1 3 (I.) bzw. 9 -1 1 3 (II.). Diese Kolonne ist formal zerlegbar in N sogenannte eindimensionale irreduzible Darstellungen. Unterschiedliche irreduzible Darstellungen gehören zu einer orthogonalen Koordinaten, d.h. können immer nur untereinander koppeln. Sie zeigen jeweils das elementare Symmetrieverhalten in der Punktgruppe.

Der Nutzen dieses Formalismus für die Spektroskopie ist, dass

Die Anwendung und der Nutzen für die verschiedenen Eigenwertproblem ist in Tabelle I.6.15. zusammengestellt.

Tab. I.6.15. Anwendung von Symmetrieanalysen auf verschiedene Basen
Anwendung Basis
Zahl/Symmetrie von Molekülschwingungen (3N, mit Gesamttranslation/-libration) kartesische Verschiebungsvektoren
Zahl/Symmetrie von Molekülschwingungen (3N-6, d.h. ohne Gesamttranslation/-libration, Normalkoordinatenanalyse) interne Verschiebungskooordinaten
Konstruktion von MO's Atomorbitale
Ligandenfeldtheorie d-Atomorbitale
Konstruktion von Hybridorbitalen Positionvektoren, die auf die Liganden zeigen
Voraussage erlaubter chemischer Reaktionen Molekülorbitale
Die Information, welche irreduziblen Darstellungen es es für jede Punktgruppe überhaupt gibt, kann man in den sogenannten Charaktertafeln (für jede Punktgruppe eigene Tabelle) nachschauen. Anschaulich lassen sich diese Charaktertafeln entwickeln und verstehen, indem man das elementare Symmetrieverhalten einfacher Basen betrachtet. Dazu betrachtet man z.B. elementare Bewegungen/Orbitale/Funktionen, von denen man weiss, daß sie orthogonal sind. In Tabelle I.6.16. ist eine anschauliche Ableitung der Charaktertafel für C2v am Beispiel des H2O-Moleküls gezeigt. Es wird schlicht betrachtet, was bei elementaren Bewegungen (Verschiebungen (Translation) und Rotationen (Libration)) mit jedem Symmetrieelement passiert. Als Notation wird verwendet: In Tablle I.6.16. ist diese Prinzip für die drei Gesamttranslationen und für die drei Librationsbewegungen des Wassermoleküls zusammengestellt.

Tab. I.6.16. Darstellungen einfacher Gesamt-Translationen und -Rotationen in der Punktgruppe C2v
Charaktere unter der Symmetrieoperation
Symmetrieoperation E C2 σv(xz) σv(yz)
Translation parallel z 1 1 1 1
Translation parallel x 1 -1 1 -1
Translation parallel y 1 -1 -1 1
Rotation um z 1 1 -1 -1
Rotation um x 1 -1 -1 1
Rotation um y 1 -1 1 -1

Man sieht hieraus, daß es insgesamt nur vier Möglichkeiten (bei nicht entarteten Punktgruppen ohne höherzählige Achsen genauso viele wie Symmetrieoperationen in der Punktgruppe) gibt. (Genauer: soviele wie Klassen einer Gruppe (z.B. C31 und C32 bilden eine Klasse). Alle möglichen Änderungen der Symmetrieeigenschaften (d.h. jede Spalte der Tabelle) heißt irreduzible Darstellung. Eine Charaktertafeln (s.B. Tab. I.6.17. für die Punktgruppe C2v) enthält alle diese Darstellungen.

Tab. I.6.17. Charaktertafel der Punktgruppe C2v
Mulliken-Symbol E C2 σv(xz) σv(yz) Vektoren Tensoren
A1 1 1 1 1 z x2, y2, z2
A2 1 1 -1 -1 Rz xy
B1 1 -1 1 -1 x, Ry xz
B2 1 -1 -1 1 y, Rx yz

Für jede Punktgruppe gibt es eine Charaktertafel, die alle möglichen Symmetrieeigenschaften von Normalkoordinaten enthält. Es ist dabei also egal, welches Molekül genau vorliegt, nur die Symmetrie entscheidet über die Art=Symmetrie von Bewegungen, Orbitalsymmetrien, Reaktionen usw.. Zusätzlich sind meist einfache Vektor- und Tensor-Eigenschaften in den Charaktertafeln enthalten (hier durch Vergleich der Tabellen I.6.16. und I.6.17. unmittelbar erkennbar).

Jede irreduzible Darstellung hat einen Namen, das sog. Mulliken-Symbol. In diesem Symbol sind wichtigste Symmetrieeigenschaften der unterschiedlichen Darstellungen kodiert. Für dynamische Prozesse haben sich große Buchstaben eingebürgert, kleine Buchstaben werden i.A. bei elektronischen Zuständen verwendet. Die Abkürzungen sind in Tabelle. I.6.18. dargestellt.

Tab. I.6.18. Mulliken-Symbole
Dimension der Darstellung Charakter bei Symbole
E Cn i σh σv oder C2
1 1 1 A, a
1 -1 B, b
2 2 E, e
3 3 T, t
1 g (gerade, tiefgestellt)
-1 u (ungerade, tiefgestellt)
1 ' (einfach gestrichen)
-1 '' (doppelt gestrichen)
1 1 (tiefgestellt)
-1 2 (tiefgestellt)

Für die Anwendung der Darstellungstheorie auf die verschiedenen Eigenwertproblem läßt sich danach das folgende Rezept angeben (unten für das Wasser-Molekül auf Basis verschiedener Koordinaten (I, II, III) jeweils verdeutlicht:

  1. Wahl einer geeigneten Basis
  2. Aufstellen der N Matrizen für jede Symmetrieoperation bzgl. einer beliebigen Basis
  3. Bestimmen der Spur der Matrizen (χ unter der Symmetrieoperation R)
  4. Reduktion (eindeutige Zerlegung) dieser N-dimensionalen reduziblen Darstellung (nach Formel) in N irreduzible Darstellungen
  5. Ergebnis: Zahl + Symmetrie der E-Eigenwerte (Spektroskopie!)
ai =1h R χ(R )χi (R ) wobei:

Die Eigenschaften von Normalkoordinaten der jeweiligen irreduziblen Darstellungen sind:

Hieraus ergeben sich die für die Anwendung wichtigen Eigenschaften: Witz: Die Aussagen der Gruppentheorie erlauben eine Vereinfachung dieser Darstellungen in zwei Schritten, ohne daß dabei die Symmetrieinformation verloren geht:
  1. Symmetrieinformationen gehen nicht verloren, wenn nur betrachtet wird: - die Spur jeder Matrix} - d.h. von jeder Transformationsmatrix nur der Charakter} - quasi resultiert aus jeder Darstellung für $H2O$ eine aus 4 1*1-Matrizen 1-dimensionale reduzible Darstellung} > enthalten noch alle Symmetrieinformationen!!
  2. danach ist möglich: ding{203} eindeutige Zerlegung dieser Darstellung} - in einen Satz aus S einfachen (S=Dimensionalität der Darstellung) 1-dim. irreduzible Darstellungen} Vorgang = Reduktion der reduziblen Darstellung}
mathematisch: Matrix-Diagonalisierung und dann Betrachtung der Blockdiagonalmatrix Eigenschaften der irreduziblen Darstellungen: sie sind normal} (wichtig für quantitative Aussagen, nicht hier) sie sind zueinander orthogonal} (hier wichtig) > d.h. linear unabhängig (im Vektorraum) > z.B. bei Dynamik: Bewegungen, die zu unterschiedlichen Darstellungen > > > gehören können nicht koppeln > z.B. MO: Funktionen (LCAO) mit unterschiedl. Darstellungen > > können nicht überlappen Gruppentheorie II: Darstellungen} Basen (Vektoren oder Funktionen) > > - je nach Fragestellung) > > - N-dimensional > für die die Matrizen der PG gelten 'Darstellung' bzgl. Basis = $Sigma$ Matrizen der SO = Elemente der Gruppe N-dimensionale, reduzible Darstellung enthalten ganz sicher die Symmetrieinformation Gruppentheorie: Spuren der Matrizen ausreichend Irreduzbile Darstellung: Mathe: wenn Gruppenaxiome gelten Reduktion in N 1-dim. irreduzible Darstellungen mit interessanten Eigenschaften (konkret nachher bei Anwendungen) > - normal > - orthogonal = senkrecht zueinander, linear unabh. generell: Gruppentheorie löst Eigenwertprobleme: (GF-Matrixdiagonalisierung, Schrödingergleichung auf Basis LCAO) denn: - Transformation von gewählten Koordinaten (Basen, s.o.) - in linear unabhänige (mit je einem Eigenwert und einer Eigenvektor) d.h. Dynamik: zu jeder irreduziblen Darstellung eine Frequenz Bewegungen unterschiedlicher Darstellungen können nicht koppeln RAMAN/IR-Aktivität direkt ablesbar MO: Funktionen/AO mit unterschiedl. Darstellungen können nicht überlappen Konstruktion von MOs

Anwendungen für das Wassermolekül

Anwendung I: Schwingungsspektroskopie (Basis: Interne Koordinaten)

Wählt man als Basis die sogenannten internen Koordinaten (1), die Änderung beider Bindungsabstände d1 und d2 sowie des Winkel (3 Basiskoordinaten), dann besteht die reduzible N-dimensionale Darstellung aus den folgenden vier 3x3-Matrizen (2): Für die Identität gilt:
1 0 0
0 1 0
0 0 1
mit einer Spur von 3, die immer der Zahl der gewählten Basiskoordinaten entspricht. Die Matrix für die 2-zählige Drehachse tauscht die beiden Abstandsänderungen d1 und d2 untereinander aus:
0 1 0
1 0 0
0 0 1
Die Spur ist also 1. Auch die Spiegelebene in der xz-Ebene tauscht die beiden Abstandsänderungen aus:
0 1 0
1 0 0
0 0 1
Die Spiegelebene, auf der alle Atome draufliegen ändert nichts, die Matrix ist also:
1 0 0
0 1 0
0 0 1
ihre Spur ist also wieder 3.
Die Charaktere (Spuren der Matrizen) für die reduzible eindimensionale Darstellung ist also (3): 3 1 1 3. Die Reduktion (4, nach der obigen Formel) ergibt gemäß Tabelle I.6.19)

Tab. I.6.19. Ausreduktion der internen Verschiebungskoordinaten des Wassermoleküls in der Punktgruppe C2v
Mulliken-Symbol E C2 σv(xz) σv(xz) Rechnung nach Formel
reduzible Darstellung 3 1 1 3 Spuren der Matrizen
A1 1 1 1 1 1/4 [3*1 + 1*1 + 1*1 + 3*1] = 2
A2 1 1 -1 -1 1/4 [3*1 + 1*1 + 1*(-1) + 3*-1] = 0
B1 1 -1 1 -1 1/4 [3*1 + 1*(-1) + 1*1 + 3*-1] = 0
B2 1 -1 -1 1 1/4 [3*1 + 1*(-1) + 1*(-1) + 3*1] = 1
Kontrollrechnung 2+1 =3 2-1 =1 2-1 =1 2+1 =3 Ergebnis: 2 A1 + 1 B2
Als Ergebnis erhält man also direkt die 3N-6 elementaren internen Bewegungen (hier: drei Stück mit den irreduziblen Darstellungen A1 (2x, totalsymmetrisch) und B2) Diese gehören zu den folgenden orthonormale Basen (den sog. Normalkoordinaten)
Abb. I.6.4. Interne Normalschwingungen des Wassermoleküls ‣ SVG

Anwendung II: Dynamik (Basis: kartesische Verschiebungskoordinaten)

Wählt man als Basis die 3N kartesische Verschiebungskoordinaten (1), d.h. für jedes Atom die Verschiebung in alle drei Raumrichtungen, so ergeben sich für das H2O Molekül 9 Teilverschiebungen. Die reduzible N-dimensionale Darstellung besteht aus vier 9x9-Matrizen (2): Für die Identität:

1 0 0 0 0 0 0 0 0
0 1 0 0 0 0 0 0 0
0 0 1 0 0 0 0 0 0
0 0 0 1 0 0 0 0 0
0 0 0 0 1 0 0 0 0
0 0 0 0 0 1 0 0 0
0 0 0 0 0 0 1 0 0
0 0 0 0 0 0 0 1 0
0 0 0 0 0 0 0 0 1
für die 2-zählige Drehachse (die das Koordinatensystem von O transformiert und beide H-Atome austauscht:
-1 0 0 0 0 0 0 0 0
0 -1 0 0 0 0 0 0 0
0 0 1 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 -1 0 0
0 0 0 0 0 0 0 -1 0
0 0 0 0 0 0 0 0 1
0 0 0 -1 0 0 0 0 0
0 0 0 0 -1 0 0 0 0
0 0 0 0 0 1 0 0 0
ist die Spur -1. Die Spiegelebene in der xz-Ebene wird für das Wassermolekül beschrieben durch:
1 0 0 0 0 0 0 0 0
0 -1 0 0 0 0 0 0 0
0 0 1 0 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 1 0 0
0 0 0 0 0 0 0 -1 0
0 0 0 0 0 0 0 0 1
0 0 0 -1 0 0 0 0 0
0 0 0 0 1 0 0 0 0
0 0 0 0 0 1 0 0 0
die Spur ist also 1. Für die Spiegelebene in der yz-Ebene drehen sich nur die x-Achsen:
-1 0 0 0 0 0 0 0 0
0 1 0 0 0 0 0 0 0
0 0 1 0 0 0 0 0 0
0 0 0 -1 0 0 0 0 0
0 0 0 0 1 0 0 0 0
0 0 0 0 0 1 0 0 0
0 0 0 0 0 0 -1 0 0
0 0 0 0 0 0 0 1 0
0 0 0 0 0 0 0 0 1
die Spur ist also 3.
Die Charaktere (Spuren der Matrizen) ergeben insgesamt die reduzible eindimensionale Darstellung (3): 9 -1 1 3. Die Reduktion kann wieder nach der obiger Formel vorgenommen werden:

Tab. I.6.20. Ausreduktion der kartesichen Verschiebungskoordinaten des Wassermoleküls in der Punktgruppe C2v
Mulliken-Symbol E C2 σv(xz) σv(xz) Rechnung nach Formel XY
reduzible Darstellung 9 -1 1 3 Spuren der Matrizen
A1 1 1 1 1 1/4 [9*1 + (-1)*1 + 1*1 + 3*1]
A2 1 1 -1 -1 1/4 [9*1 + (-1)*1 + 1*(-1) + 3*(-1)]
B1 1 -1 1 -1 1/4 [9*1 + (-1)*(-1) + 1*1 + 3*(-1)]
B2 1 -1 -1 1 1/4 [9*1 + (-1)*(-1) + 1*(-1) + 3*1]
Kontrollrechnung 3+1+2+3 = 9 3+1-2-3 = -1 3-1+2-3 = 1 3-1-2+3 =3 3 A1 + A2 + 2 B1 + 3 B2

Startet man also mit den 3N möglichen Bewegungen eines jeden Atom, dann erhält man außer den 3N-6 interne Normalschwingungen zusätzlich die drei Gesamttranslationen und -librationen, hier als neun Bewegungen: 3 A1 + A2 + 2 B1 + 3 B2. Davon sind lt. Charaktertafel:

Anwendung III: MO-Schema (Basis: Atomorbitale)
MO's beliebig kompliziert, aber einfacher Ansatz LCAO-MO-Theorie fast immer verwendete N"aherung f"ur elektronischen Strukturen \underline{LCAO N"aherung} (MOs = Linearkombinationen von AOs) MOs sind aus Wellenfunktionen der Einzelatome (AO) zusammengesetzt daher zun"achst: {\bf Symmetrie von AO:} winkelabh"angiger Teil der Wellenfunktion unterschiedliche Vorzeichen (+,-) (nicht Ladung, sondern Vorzeichen der Amplitude von \Psi) bildliche Betrachtung ausreichend f"ur Symmetrie"uberlegung - jedes AO = jede atomare Einelektronenwellenfunktion - hat bestimmte Symmetrieeigenschaften: - geh"ort zu einer irreduziblen Darstellung wegen der m"oglichen Vorzeichen eine neue Art von Symmetrie: sog. \underline{Antisymmetrie} (erste Stufe der Farbsymmetrien) \psfig{figure=../symmetrie/Scan_bilder/antisymmetrie.ps,width=5.9cm,angle=0.}\psfig{figure=../symmetrie/Xfig_bilder/antisymmetrie_2.ps,width=5.4cm,angle=-90.} Beispiel f"ur Atomorbitale: \psfig{figure=../symmetrie/Xfig_bilder/symmetrie_orbitale.ps,width=5.1cm,angle=-90.} diese Symmetrieeigenschaften aus Charaktertabellen: $\Diamond$ x,y,z f"ur $ p_x$, $ p_y$, $ p_z$ Orbitale $\Diamond$ xy........ usw. f"ur $ d_{xy}$ usw. $\Diamond$ s .... immer a1 {\bf MOs als LCAO} MOs aus AO zusammengesetzt kann ganz analog wie bei Bewegungen: z.B. - Normalkoordinaten aus Einzelverschiebungen zusammengesetzt \underline{Basis:} AO der am Molek"ul beteiligten Atome nur AO mit gleicher irreduz. Darstellung k"onnen zu MO-Orbitalen "uberlappen Beispiel: H2O - Anwenden der SOen der Punktgruppe auf die Orbitale (Matrizen) - dabei \underline{Antisymmetrie beachten}, da Orbitale: nicht nur Geometrie, sondern Wellenfunktion: Vorzeichen z.B. $C_2$ bei $2p_x(O)$: Orbitale mit + gehen in solche mit - Vorzeichen "uber Vorzeichenwechsel: -1 in der Matrix Wählt man als Basis die für die Bindung im Wassermolekül relevanten Atomorbitale, d.h. die beiden 1s-Atomorbitale der beiden Wasserstoffatome und die 2s- und 2p-Orbitale des Sauerstoffatoms, so erlaubt die Symmetrieanalyse die Ableitung der Molekülorbitale (LCAO-Methode). Die reduzible N-dimensionale Darstellung besteht also aus vier 6x6-Matrizen: Für die Identität:

1 0 0 0 0 0 1s(H1)
0 1 0 0 0 0 1s(H2)
0 0 1 0 0 0 2s(O)
0 0 0 1 0 0 2pz(O)
0 0 0 0 1 0 2px(O)
0 0 0 0 0 1 2py(O)
Die Spur dieser Matrix ist also 6.

Für die 2-zählige Drehachse, die das Koordinatensystem von O und damit die Vorzeichen der p-Orbitale transformiert und beide H-Atome austauscht gilt:

0 1 0 0 0 0 1s(H1)
1 0 0 0 0 0 1s(H2)
0 0 1 0 0 0 2s(O)
0 0 0 1 0 0 2pz(O)
0 0 0 0 -1 0 2px(O)
0 0 0 0 0 -1 2py(O)
Die Spur ist damit 0.

Die Spiegelebene in der xz-Ebene wird für das Wassermolekül beschrieben durch:

0 1 0 0 0 0 1s(H1)
1 0 0 0 0 0 1s(H2)
0 0 1 0 0 0 2s(O)
0 0 0 1 0 0 2pz(O)
0 0 0 0 1 0 2px(O)
0 0 0 0 0 -1 2py(O)
und liefert die Spur 2. Auf der Spiegelebene in der yz-Ebene liegen alle Atom. Das Vorzeichen des px-Orbitals ändert das Vorzeichen:
1 0 0 0 0 0 1s(H1)
0 1 0 0 0 0 1s(H2)
0 0 1 0 0 0 2s(O)
0 0 0 1 0 0 2pz(O)
0 0 0 0 -1 0 2px(O)
0 0 0 0 0 1 2py(O)
Die Spur dieser Matrix ist 4.

Daraus ergibt sich für die Basis "AO von Wasser" die reduzible 1-dimensionale Darstellung 6 0 2 4. Aus der Reduktion nach der o.g. Formel folgt analog wie für die Bewegungskoordinaten:

Tab. I.6.20. Ausreduktion der kartesichen Verschiebungskoordinaten des Wassermoleküls in der Punktgruppe C2v
Mulliken-Symbol E C2 σv(xz) σv(xz) Rechnung nach Formel XY
reduzible Darstellung 6 0 2 4 Spuren der Matrizen
A1 1 1 1 1 1/4 [6*1 + 0*1 + 2*1 + 4*1] = 3
A2 1 1 -1 -1 1/4 [6*1 + 0*1 + 2*(-1) + 4*(-1)] = 0
B1 1 -1 1 -1 1/4 [6*1 + 0*(-1) + 2*1 + 4*(-1)] = 1
B2 1 -1 -1 1 1/4 [6*1 + 0*(-1) + 2*(-1) + 4*1] = 2
Kontrollrechnung 3+1+2 = 6 3-1-2 = 0 3+1-2 = 2 3-1+2 = 4 3 a1 + 1 b1 + 2 b2

Die Molekülorbitale transformieren also nach a1 (3x), b1, und b2 (2x), die gezeigte Symmetriebetrachtung liefert damit ohne weitere Annahmen die Zahl und die Symmetrie der Molekülorbitale. Die Energien (wie bei Schwingungen die Frequenzen) sind natürlich nicht einfach voraussagbar. Die Symmetrieanalyse zerlegt das Eigenwertproblem nur, es wird deswegen natürlich noch nicht gelöst!

Die Form der MOs ist (entsprechend den Symmetriekoordinaten/Normalschwingungen) anschaulich durch verständlich, wenn die irreduziblen Darstellungen der AO (sog. SALCs (symmetrie-adaptierte LC) der AO) gebildet werden. Welche AO kombinieren zu welchen MOs? um MO-Schema vollständig aufstellen zu können ist die Symmetrie der AO, bezogen auf Symmetrie des Moleküls, wichtig.

Tab. I.6.16. Ableitung des MO-Schemas von Wasser
H-Atom-Gruppenorbitale O-Atomorbitale
(aus RR 2 0 0 2 für die beiden 1s-AO von H) ireduzible Darstellung (O auf allen SE -> AO haben Symmetrieeigenschaften einer IR)
PHI = s1 + s2 a1 2s, 2pz
a2
b1 2px
PHI = s1 - s2 b2 2py
unterschiedliche Behandlung von Atomen: die auf allen SE liegen dem Rest (=Liganden) Für das O-Atom, das auf allen Symmetrielementen liegt, gehören die Symmetrien der AO direkt zu einer irreduziblen Darstellung und können daher direkt aus der Charaktertafel abgelesen werden: Die beiden H-Atome sind symmetrieabhängig. Die H-1s-Orbitale müssen daher zunächt zu symmetrieadaptierten Linearkombintionen (Gruppenorbitale oder SALCS) kombiniert werden. Dazu wir die obige Matrixanalyse und Reduktion nur für die 1s-AO der beiden H-Atome (obere 2x2-Matrix) durchgeführt. Dies führt zur reduzible Darstellung (2 0 0 2), die nach (2 0 0 2) = (1 1 1 1) + (1 -1 -1 1) zu einer a1 und einer b2 Darstellung reduziert werden können.

Mit diesen Informationen läßt sich das MO-Schema aufstellbar, wobei zu berücksichtigen ist, daß nur Atomorbitale mit gleicher irreduzibler Darstellung zu MOs überlappen können. Dabei bilden die beiden (oder mehr) Atomorbitale, die überlappen, jeweils ein bindendes und einen antibindendes MO der gleichen Symmetrie. Das daraus folgende MO-Schema von Wasser ist in Abbildung I.6.X. gezeigt.

Abb. I.6.X. MO-Schema von Wasser. ‣ SVG
Die Frage, wie gut die Überlappung der Atomorbitale zwischen den symmetrisch gleichen Orbitalen letztlich ist, hängt natürlich auch von Bindungswinkel und Orientierung der Atomorbitale und den Energien zueinander ab. Dis kann oft auch schon bildlich veranschaulicht werden. Z.B. erkennt man für das H2O-Molekül insgesamt:

Inhalt Einleitung I. Spektroskopie II. Beugung III. Bildgebung IV. Sonstige Methoden
cr_home Metalle Nichtmetalle FK-Chemie Strukturchemie Interm. Phasen Oxide Silicate Strukturtypen AFP