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Siedende Steine


Einleitung

Stein I: Quarz (SiO2)


Die Struktur von Quarz (links) besteht aus dreizähligen Spiralachsen aus SiO4-Tetraedern, die über weitere O-Liganden zum Raumnetz verknüpft sind. Die verbleibenden Lücken sind klein und es gibt wie beim Cristobalit pro Si-Atom nur eine solche Lücke (Stöchiometrie: _ 2 Si2O4.

Links zur Mineralogie (M) und Bilder (B) von reinem Quarz: B+M, B1, B+M, B2, Übersicht, Übersicht,


Stein II: Feldspäte (z.B. Na[AlSi3O8])



Die mineralogisch wichtigste Klasse der Tectosilicate sind die Feldspäte. Sie machen insgesamt 65 Vol.-% der Erdkruste aus. Im Unterschied zu den Zeolithen liegt das Al:Si-Verhätnis selten unter 1:3, d.h. es handelt sich um vergleichsweise Aluminium-reiche Minerale. Meist liegt innerhalb des Gerüstes eine geordnete Si/Al-Verteilung entsprechend der Löwenstein-Regel vor. Nach Zusammensetzung lassen sich grob zwei Arten von Feldspäten unterschieden: Zwischen diesen beiden Gruppen gibt es zum Teil (s.u.) lückenlose Mischbarkeit.
Die Kristallstruktur der Feldspäte besteht aus einem Gerüst mit vier-, sechs- und acht-gliedrigen Ringen (nur Si-Tetraederzentren). Man kann dieses Gerüst z.B. aus Schichten kondensiert denken, in denen immer zwei benachbarte Tetraeder in gleicher Orientierung vorliegen (Polyederdarstellung). Die vom Gerüst vorgegebene Kationenkoordination beträgt neun Sauerstoffatome.

Die einzelnen Verbindungen und ihre Mineralogie sind:

Für die natürlichen Vorkommen der Feldspäte ist das folgende Dreiecksdiagramm zwischen Albit (Na), Orthoklas (K) und Anorthit (Ca) wesentlich:

Die einzelnen Verbindungen/Phasenfolgen auf den binären Randschnitten (mit Links zu Bildern (B) und zur Mineralogie (M) ) sind:


Steine mit großen Löchern I: Clathrasile



Die Clathratsile sind keine echten Silicate, denn es handelt sich um SiO2-Formen mit sehr großen Hohlräumen und neutralen Gerüsten. Die Bildung erfolgt nur mit den Gästen in den Hohlräumen. Dann sind diese Phasen auch thermodynamisch stabil. Die meist organischen Template steuern die Bildung bestimmter Hohlräume. Typische Synthesebedingungen sind 475 K und 15 MPa Druck, wobei darauf geachtet werden muß, daß die als Template fungierenden organischen Molekülen bei diesen Bedingungen stabil sein müssen.

Übersicht zu den drei Clathrattypen und den in ihnen auftretenden Lücken: (PSP=Anordnung der Polyederschwerpunkte)

Käfig M12 M12b M14 M16 M20
[512] [435663] [51262] [51264] [51268]
Clathrasil Gäste N2, Ar, Xe, CH4 N2, Ar, Xe, CH4 N2O, CO2, Kr, Xe, CH3NH2 SF6, Kr, Xe, CH3NH2, (C2H5)2NH, Thiophen, Pyridin, Pyrolidin (C2H5)2NH, Cyclohexylamin, Adamantylamin
PSP Zahl der Käfige SiO2/EZ
Melanophlogite Cr3Si 2 - 6 - - 46
Dodecasil 1H CaCu5 3 2 - - 1 34
Dodecasil 3C MgCu2 16 - - 8 - 136

Die einzelnen vorkommenden großen Polyeder und ihre Formen sind (s.a. Tabelle oben):

Die Füllung der Lücken ist von der Größe der Gäste abhängig: Zu den Clathrasilen gehören die folgenden drei Strukturtypen:
Clathrat I Dodecasil 1H Dodecasil 3C

Unter dem Begriff Dodecasil werden zwei weitere nur synthetisch herstellbare SiO2-Formen mit großen Hohlräumen zusammengefaßt. Als strukturelle Gemeinsamkeiten treten wiederum Pentagondodekaeder auf, die in unterschiedlicher Weise gestapelt sind:


Steine mit großen Löchern II: Sodalithe, Ultramarine



Die farblosen Sodalithe (Na4[Al3Si3O12]Cl, Bild und weitere Erläuterungen (fr)) und die blau bis grün gefärbten Ultramarine enthalten in den Strukturen direkt kondensierte sogenannte ß-Käfige (gekappte Oktaeder mit 24 Ecken und 14 Flächen, s. Abb. links), die den Raum lückenlos ausfüllen. Als Anionen sind in den Hohlräumen z.B. zu finden:Cl-, SO42-, S2- (grün), S3- (blau), wobei die Farbe der Ultramarine durch S-Radikal-Anionen verursacht wird. Der Lapislazuli Na4[Al3Si3O12]Sx (X=2-3) () gehört wie die synthetisch gewonnenen wichtigen Farbpigmente (z.B. Nivea-Dose) zu den Ultramarinen.


Steine mit großen Löchern III: Zeolithe (Siedende Steine!)



Die Zeolithe weisen im Unterschied zu Feldspäten ein geringeres Al/Si-Verhältnis auf. Es gibt auch Verbindungen, die praktisch Aluminium-frei sind. Z.B. ist der sogenannte Silicallit ein Aluminium-freier ZSM-5. Durch den geringen Aluminiumgehalt sind deutlich weniger Kationen/Tetraederzentrum vorhanden. Diese Kationen sind meist hydratisiert, so daß die Zeolithe entwässert werden können. Synthetische Zeolithe werden durch spezielle Kationen (z.B. Alkylamine) in den Kanälen stabilisiert. Die Gruppe der Zeolithe besteht aus sehr vielen verschiedenen Strukturtypen. Sie können nach den unterschiedlichen Tunnelsystemen eingeteilt werden in:
  1. Zeolithe mit eindimensionalen Kanäle (Faserzeolithe)
  2. Zeolithe mit zweidimenensionalen Kanalsystemen (lamellare Zeolithe)
  3. Zeolithe mit dreidimensionalen Kanalsystemen (z.B. Würfelzeolithe, Pentasile)
Nach Nomenklatur und Vorkommen können auch natürliche Zeolithe (Si:Al-Verhältnis (Modul) von 1:1 bis 1:5) von den synthetischen Verbindungen, die fast ohne Aluminium dargestellt werden können, unterschieden werden.

Bei den natürlichen Zeolithe gibt es verschiedene Gruppen:

Die technologische Einteilung der Zeolithe erfolgt nach Porengrößen und vorhandenen Kanalsystemen.

Die Strukturchemie läßt sich am einfachsten nach den Kanalsystemen einteilen. Zu jedem werden jeweils die einfachsten und bekanntesten Beispiele genannt:

Thomsonit (Si-Teilverband) Phillipsit (Si-Teilverband)
Zeolith A Zeolith A ('anti') Faujasit ZK5 RHO
Gmelinit (1) Gmelinit (2) Chabazit (1) Chabazit (2)
ZSM-5 (1) ZSM-5 (2)

Die Synthese von Zeolithen kann auf drei Wegen erfolgen:

  1. Reinigen von natürlichem Zeolith durch Auswaschen mit Wasser oder mit Salzlösungen bei verschiedenem pH-Werten.
  2. Rekristallisation des natürlichen Materials in konzentrierten Salzlösungen (hydrothermal)
  3. direkte Synthese aus Alkalialuminat, Alkalisilicate und amorphem SiO2 unter hydrothermalen Bedingungen. Hierbei kann nicht nur über die Template, sondern auch über die Temperatur die Art der gebildeten Kanalsysteme gesteuert werden. Bei niedrigen Temperaturen (ca. 50^oC) werden lockerere Strukturen, bei 350 ^oC dichtere Packungen ausgebildet.

Links zu Mineralogie (M) und Bilder (B) natürlicher Zeolithe (in alphabetischer Reihenfolge): ( Übersicht Zeolithe).

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