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Symmetrie: Anwendungen in der Chemie

2.5.1. Moleküle


Beispiele für Moleküle und Kristallpolyeder

geordnet nach Punktgruppen gemäß Schönflies-Nomenklatur

Im Folgenden sind für alle 32 kristallographischen und einige nichtkristallographische Punktgruppen Beispiele (Moleküle und Kristallpolyeder) gezeigt. Die Gruppierung der Beispiele folgt der Schönflies-Nomenklatur. Zur entsprechenden Benennung nach Hermann-Mauguin sind die stereographischen Projektionen (mit einem Punkt allgemeiner Lage) und die einzelnen Bezeichnungsrichtungen angegeben. Die Farbkodierung der Symmetrieelemente und Bezeichnungsrichtungen in den nicht kubischen Punktgruppen ist: Zu einigen Punktgruppen gibt es auch VRMLs der Moleküle/Polyeder mit und ohne eingezeichnete Symmetrieelemente. Hier gilt ebenfalls die oben angegebene Farbkodierung.

Reine Drehgruppen Cn

Die Gruppen Cn weisen nur n-zählige Drehachsen als einziges Symmetrielement auf. Die Beispiele sind damit von der Vorlage 2.1. bekannt. Bei Molekülen sind diese sogenannten zyklische Gruppen (daher das C) selten. Die Ordnung entspricht der Zähligkeit n der Drehachse. Die Hauptachse ist polar, die Objekte sind chiral (s.u, z.B. Propeller), weil Symmetrieelemente 2. Art fehlen. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist n (n=1,2,3,4,6), es gibt nur eine Richtung (Hauptachse) in der die Drehachse liegt.

Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
C1 1
SrH2(C4H4O6)2 4 H2O
C2 2
C12H22O11
C3 3
NaIO4 3 H2O
C4 4
Ba(SbO)2(C4H4O6)
C5 - -
(5)-Rotane
C6 6
(6)-Rotane NaK3Al4Si4O16

Cs: Spiegelebene alleine

Objekte mit der Punktgruppe Cs haben eine Spiegelebene (m) als einziges Symmetrieelement. Beispiele s. Vorlage 2.2. Die Objekte sind nicht chiral, die Ordnung der Gruppe ist 2. Sowohl bei Molekülen als auch bei Kristallen ist die Punktgruppe Cs recht häufig. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist m, entsprechend -2 (2-quer d.h. eine zweizählige Drehinversionsachse).
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
Cs m
Ca8B18O33Cl4 4 H2O

Ci: Inversionszentrum alleine

Die Punktgruppe Ci hat die Inversion (i) ist einziges Symmetrieelement und einzige Symmetrieoperation. Beispiele sind ebenfalls auf der Vorlage 2.2 zu finden. Wie Objekte mit Punktgruppe Cs sind auch die mit Ci nicht chiral. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist -1 (eins-quer).
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
Ci -1
MnSiO3

Cnv: Drehachsen mit vertikalen Spiegelebenen

Objekte mit Punktgruppen Cnv haben neben der n-zähligen Drehachse noch n vertikalen Spiegelebenen (vgl. Vorlage 2.6.). Die Gruppenordnung ist 2n. Moleküle und Kristalle mit diesen Punktgruppen sind sehr weit verbreitet, wichtig z.B. das Wassermolekül mit C2v- oder Ammoniak mit C3v-Symmetrie. Die Punktgruppen C5v und C∞v (d.h. linear ohne vertikale Spiegelebene) sowie die mit allen anderen Drehachsen sind nichtkristallographisch, d.h. nicht mit der Translationssymmetrie vereinbar. Für gerade n ist die Hermann-Mauguin-Bezeichnung nmm, für ungerade n (n=3) nur nm, da z.B. für n=3 keine Spiegelebene senkrecht zur Diagonalen (3.Richtung) liegt.
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
C2v 2 mm
SVG
Mg(NH4)PO4 6 H2O
H2O (2mm): Molekül alleine und mit SE
SO2Cl2 (2mm) Molekül alleine und mit SE
C3v 3 m
SVG
Turmalin
C4v 4 m m
SVG
AuS(CH2C6H5)2Cl
C5v -
C6v 6 m m
SVG
Bromellit (BeO)

Cnh: Drehachsen mit horizonaler Spiegelebene

Die Gruppen Cnh haben neben der n-zähligen Drehachse noch zusätzlich eine horizontale Spiegelebene. (s. Vorlage 2.7.). Diese wird in der stereographischen Projektion durch die ausgezogene Linie in der Projektionsebene angegeben. Durch diese Spiegelebene kommen alle Punkte sowohl über- als auch unter der Papierebene zu liegen, die Gruppenordnung ist damit 2n. Wegen der Spiegelebene sind Objekte mit diesen Punktguppen zentrosymmetrisch. Bei Molekülen sind diese Gruppen, wie die untenstehenden Beispiele zeigen, recht selten. Die zugehörige Hermann-Mauguin-Bezeichnung ist n/m, wobei allerdings für 3/m meist -6 genannt wird.
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
C2h 2/m
SVG
BaS2O6 2 H2O
Oxalsäure C2O4H2: (2/m) Molekül alleine und mit SE
C3h 3/m= -6
SVG
Li2O2
C4h 4/m
SVG
Na4Al3Si9O24Cl (Meionit)
C6h 6/m
SVG
Ca5(PO4)3F (Apatit)

Dn: n-zählige Drehachse mit senkrechten 2-zähligen Achsen

Die Diedergruppen Dn weisen außer der n-zähligen Drehachse weitere 2-zählige Drehachsen auf, die senkrecht zu dieser Hauptachse liegen. Diese 2-zähligen Achsen kommen wegen der Hauptdrehachse n-mal vor (vgl. Vorlage 2.8.). Auf den Diagonalen (d, 3. Bezeichnungsrichtung für das Hermann-Mauguin-Symbol) entstehen noch weitere 2-zählige Achsen. Objekte mit D2-Gruppen haben kein Inversionszentrum und keine Spiegelebene, d.h. sie sind chiral. Ein sehr wichtiges Beispiel aus dem Bereich der Kristallpolyeder ist der Quarz (PG D3), von dem zwei 'Enantiomere' gefunden werden können. Bei Molekülen sind Beispiele mit Dn-Gruppen nicht sehr häufig. Ein Beispiel für D2 ist Twistan. Das für die anorganische Chemie sehr wichtige Beispiel sind tris-chelat-Komplexe, die zur Punktgruppe D3 gehören. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnungen sind n2 (für ungerade n) bzw. n22 für gerade n.
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
D2 2 2 2
SVG
Ba(HCOO)2
Twistan (222) Molekül mit SE
D3 3 2
SVG
Tris-chelat-Komplexe (32) Molekül
D4 4 2 2
SVG
Cl3CCO2K . Cl3CCO2H
D6 6 2 2
SVG
SiO2 (Quarz)

Dnh: Dn mit horizontaler Spiegelebene

Bei den Punktgruppen Dnh kommt zusätzlich zu Dn noch eine horizontale Spiegelebene hinzu. Die stereographischen Projektionen entsprechen damit denen von Dn, mit dem Unterschied, daß jeder Punkt allgemeiner Lage sowohl oberhalb als auch unterhalb der Zeichenebene vorkommt. Durch diese Symmetrien entstehen auch vertikale Spiegelebenen, wie sie z.B. bei den Gruppen Cnv vorliegen (vgl. Vorlage 2.9.) Die Hermann-Mauguin-Bezeichnung für ungerade n ist -n 2/m, für gerade n lautet sie n/m 2/m 2/m oder kurz n/mmm.
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
D2h m m m
SVG
HFeAl5Si2O13 (Staurolit)
D3h -6 2 m
SVG
BaTiSi3O9
D4h 4/mmm = 4/m2/m2/m
SVG
TiO2 (Rutil)
Re2(CO)10: Molekül alleine, mit 4/m in z, mit 2/m in x, mit 2/m in d und mit allen SE Rutil: Kristall alleine, mit 4/m in z, mit 2/m in x, mit 2/m in d und mit allen SE
D5h -
D6h 6/m 2/m 2/m
SVG
Be3Al2Si6O18 (Beryll)
D∞h - O=C=O, H-H

Dnd: Dn mit diagonalen Spiegelebenen

Objekte mit den Punktgruppen Dnd (vgl. Vorlage 2.10.) haben neben der n-zählige Drehachse noch n horizontale 2-zählige Achsen winkelhalbierend (diagonal). Dadurch entstehen auch 2n-zählige Drehspiegelachsen, und n vertikalen Spiegelebenen. Die Hermann-Mauguin-Bezeichnungen s.u.
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
D2d -4 2 m
SVG
CuFeS2 (Chalkopyrit)
D3d -3 m = -3 2/m
SVG
CaCO3 (Calcit)
D4d -
Mn2(CO)10: Molekül alleine, mit 4/m in z, mit 2/m in x, mit 2/m in d und mit allen SE
D5d -

Sn: Drehspiegelebenen alleine

Gruppen mit Drehspiegelachsen (Schönflies) bzw. Drehinversionsachsen (Hermann-Mauguin) alleine werden mit Sn bzw. -n bezeichnet (vgl. Vorlage 2.10.) Es liegt nur eine n-zählige Drehspiegel- bzw. Drehinversionsachse vor. ACHTUNG, die n sind zwischen Hermann-Mauguin- und Schönflies meist verschieden!! Auch diese Gruppen wurden bereits bei der Einführung der 'zusammengesetzten' Symmetrieoperationen genannt. Hier noch Molekülbeispiele:
Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
S4 -4
SVG
CaB(OH)4AsO4 (Cahnit)
S6 -3
SVG
CaMg(CO3)2

Tetraeder- und Oktaeder-Punktgruppen

Die Tetraeder- und Oktaedergruppen (Vorlage 2.11.) haben gemeinsam: Für die Benennung gilt: Kurze Erklärungen zu den einzelnen kubischen Punktgruppen:

Prinzip der stereographischen Projektion:

Schönflies H.M. stereographische Projektion Molekül Kristall
T 23
SVG
NaClO3
Th 2/m -3 = m -3
SVG
FeS2 (Pyrit)
Td -4 3 m
SVG
ZnS (Sphalerit)
O 432
SVG
Cu2O
Oh 4/m -3 2/m = m -3 m = m 3 m
SVG
Cu
Im folgenden wegen der großen Zahl an Symmetrieelementen und der Bedeutung von Tetraedern und Oktaedern in der Chemie einige VRMLs:


Gruppe-Untergruppe-Beziehung bei Dominosteinen



Gruppe-Untergruppe-Beziehung bei oktaedrischen Komplexen


anhand der 'alten' Beispiele aus der Vorlesung Chemie der Metalle zu möglichen Stereoisomeren bei oktaedrischen Komplexen.
(A,B und C stehen für unterschiedliche Liganden, A1 und A2 usw. sind jeweils Stereoisomere zueinander, vereinfachte Darstellung: jede gelbe Bindung steht für einen Chelatliganden!)
Zähnigkeit Summenformel Isomer A1 Isomer A2 Isomer B1 Isomer B2 Isomer C
einzähnig MA6 MA6 (Oh,m3m)
MA5B MA5B(C4v,4mm)
MA4B2 cis(C2v,2mm) trans(D4h,4/mmm)
MA3B3 fac(C3v,3m1) mer(C2v,2mm)
MA2B2C2 cis/cis/cis(C1,1) cis/cis/cis(C1,1) cis/cis/trans(C2v,2mm) trans/trans/trans(D2h,mmm)
zweizähnig M(AA)3 A1 (D3,32) A2 (D3,32)
ein- und zweizähnig M(AA)2B2 A1 (C2,2) A2 (C2,2) B (D2h,mmm)
ein- und vierzähnig M(AAAA)B2 A1(C2,2) A2(C2,2) B1(C1,1) B2(C1,1) C(C2v,2mm)

Wichtige Punkte/Fragen bei diesen Beispielen:
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