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Inhalt 1. Einleitung 2. Wasserstoff 3. Edelgase 4. Halogene 5. Chalkogene 6. Pentele 7. Tetrele 8. Bor
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Vorlesung Chemie der Nichtmetalle

4. Halogene: F, Cl, Br, I, At

4.1. Elemente

Allgemeines, Übersicht

Zu den Halo-gene, d.h. also übersetzt zu den sogenannten Salz-Bildnern, gehören die Elemente Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die wichtigsten physikalischen Daten der Elemente:

Fluor Chlor Brom Iod
EA [eV] -3.4 -3.6 -3.4 -3.1
EN 4.1 2.8 2.7 2.2
IE [eV] 17.5 13.0 11.8 10.4
E0 [V] + 2.87 + 1.36 + 1.07 + 0.54
EX2->2X [kJ/mol] 158 244 193 151
Mp [oC] -220 -101 -7 114
dX-X [pm] 142 199 228 267
rX- [pm] 136 181 195 216
sonstige Tendenzen ---> Affinität zu elektronegativen Elementen --->
---> metallischer Charakter --->
<--- Affinität zu elektropositiven Elementen <---
<--- Reaktionsfähigkeit und Oxidationsvermögen <---

Tab. 4.4.1. Eigenschaften der Halogene

Die elementaren Halogene wurden als reine Stoffe erst sehr spät entdeckt, was natürlich direkt mit ihrer hohen Reaktivität zusammenhängt. Es handelt sich um typische Nichtmetalle, und zwar Gase (F2, Cl2), eine Flüssigkeit (Br2) und um Molekülkristalle im Fall von I2.
4.1.1. Elementares Brom 4.1.2. Elementares Iod
Die Elektronenkonfiguration der Halogene ist s2p5, d.h. sie erreichen durch Aufnahme eines Elektrons die Edelgasschale und liegen damit dann in der Oxidationsstufe -1 vor. Gegenüber sehr elektronegativen Partnern wie Fluor oder Sauerstoff treten die schwereren Halogene jedoch auch in positiven Oxidationsstufen, und zwar mit den Ladungen +1, +3, +5 oder +7 auf. Man beachte -- typisch für die Hauptgruppenelemente -- den Wechsel in den Oxidationsstufen von jeweils zwei (ΔOS=2). Diese Verbindungen der schweren Halogene zeigen wie die Edelgasverbindungen Hypervalenz. Charakteristisches Merkmal der Halogenen ist ihre hohe Elektronegativität, die im Periodensystem (wie immer, aber hier extrem) nach unten abnimmt (EN(F)=4.1 bis EN(I)=2.2). Wegen dieser hohen Elektronegativität bilden die Halogene mit anderen elektronegativen Partnern stets kovalente Verbindungen mit der Bindigkeit 1, mit elektropositiven Partnern Salze (die in der Vorlesung Chemie der Metalle bei den jeweiligen Metallen mit behandelt werden). In diesen Verbindungen liegen damit Ionen mit der Ladung -1 vor. Die Halogene haben sehr positive Normalpotentiale, d.h. sie wirken stark oxidierend. Ihre Ionisierungsenergien sind positiv, die Elektronenabgabe ist endotherm. Die Halogene sind allgemein sehr reaktionsfreudig, wobei die Affinität zu elektronegativen Elementen im Periodensystem nach unten zunimmt und umgekehrt die Affinität zu elektropositiven Elementen nach unten abnimmt. Z.B. kommt es zur Bildung höherer Fluoride des Iods, während höhere Fluoride des Chlors unbekannt sind. Dagegen ist die Reaktion mit elementarem Natrium bei Cl2 sehr heftig, mit I2 dagegen nur schwach exotherm. Die Elektronenaffinität der Halogene ist dagegen negativ, d.h. die Aufnahme von Elektronen (also die Reduktion) ist stark exotherm. In den elementaren Halogenen sind je zwei Atome üeber eine σ-Bindung zu Hanteln verknüpft (s.u.). Die Atomabstände dX-X in diesen Hanteln haben den erwarteten Verlauf, auch die Ionenradien der Anionen X- nehmen wie zu erwarten im Periodensystem nach unten hin zu. Die Dissoziationsenergie der Moleküle X-X hat ein Maximum bei Cl2 wofür die bei F2 merkliche Abstoßung der nichtbindenden Elektronenpaare verantwortlich gemacht wird.

Vorkommen

Die Halogene kommen sämtlich nicht elementar, sondern nur in gebundener Form in der Natur vor.

Darstellung

Zur Darstellung der elmentaren Halogene ist für F, Cl und Br die Oxidation von Halogenidionen nach
2 X- ---> X2 + 2 e-
erforderlich. Im Einzelnen werden dafür die folgenden Prozesse verwendet:

Verwendung

Die verschiedenen elementaren Halogene werden wie folgt praktisch verwendet:

Struktur und physikalische Eigenschaften

Die elementaren Halogene bestehen aus X2-Hanteln (X = F, Cl, Br, I). F2 und Cl2 sind stechend riechende, giftige Gase (Lungenverätzungen, MAK-Wert v. F2: 0.1 ppm). Br2 ist eine braune Flüssigkeit und außer Quecksilber das einzigste unter Normalbedingungen flüssige Element. Unterhalb von -7oC wird es fest. I2 bildet violette, leicht sublimierbare plattige Kristalle; die Kristallstruktur (s. Abb. 4.1.8) zeigt, dass Schichten vorliegen.
Abb. 4.1.8. Kristallstruktur von Iod VRML
Der I-I-Abstand in den Hanteln beträgt 271 pm, die Distanzen innerhalb der Schicht, die in Abb. 4.1.8 als dünne Bindungen eingezeichnet sind, betragen zwischen 350-390 pm, während der Abstand zwischen den Schichten bei 450 pm liegt. Ab 60oC liegt I2-Gas vor, dadurch ist elementares Iod das Musterbeispiel für einen sublimierbaren Festkörper. Auch alle anderen Halogene nehmen bei entsprechend tiefer Temperatur diese Kristallstruktur an. Weitere Details zur Strukturchemie der Halogene finden sich im Kap. 2.2.2. der Vorlesung Anorganische Strukturchemie.

Bindung

Die chemische Bindungen in den X2-Molekülen kann wieder nach den unterschiedlichen Modellen beschrieben werden:
Abb. 4.1.9. MO-Schema von F2 SVG

Löslichkeit

Die elementaren Halogenen lösen sich in unterscheidlichen Lösungsmitteln mit charakteristischen Farben.

Reaktionen

Im folgenden sind einige typische Reaktionen der einzelnen Halogene in Stichworten aufgezählt:

Analytischer Nachweis

Charakteristisch ist die Bildung typischer schwerlöslicher Niederschläge der Halogenid-Ionen mit Ag+, die sich leicht in der Farbe unterscheiden und die auch anhand ihrer Löslichkeit in Ammoniak unterschieden werden können: AgCl ist ein weißer, käsiger Niederschlag, AgBr ist schwach gelblich und AgI ist gelb. Dagegen ist AgF verhältnismäßig leicht löslich. Andere schwerlösliche Fluoride sind CaF2, SrF2 und BaF2.
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