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Inhalt Kap. 1 Kap. 2 Kap. 3 Kap. 4 Kap. 5 Kap. 6 Kap. 7 Kap. 8 Lit.

Vorlesung Intermetallische Phasen

2. Elementare Metalle, metallischer Zustand

2.1 Physikalische und chemische Eigenschaften


Chemische Eigenschaften

Die chemische Eigenschaften der Metalle sind extrem vielfältig und Stoff vieler Vorlesungen (z.B. Chemie der Metalle). Gemeinsam ist den Metallen die recht geringe Elektronegativität, so dass mit Nichtmetallen stets Kationen und damit schliesslich Salze gebildet werden. Vor allem für Fragen der chemischen Beständigkeit und Korrosion usw. sind die Redoxpotentiale (Spannungsreihe) entscheidend. Die Normalpotentiale der Metalle (s. Tabelle 2.1.1.) reichen von -3.04 V für Li bzw. -2.92 V für Cs bis +1.69 V für Au.

Element oxidiert reduziert E [V]
Fluor (F) F2 + 2e- 2 F- +2.87 V
Schwefel S2O82- + 2e- 2 SO42- +2.00 V
Sauerstoff H2O2 + 2 H3O+ + 2e- 4 H2O +1.78
Gold (Au)Au+ + e- Au +1.69 V
Au3+ + 3e- Au +1.50 V
Au3+ + 2e- Au+ +1.40 V
Chlor (Cl) Cl2 + 2e- 2Cl-+1.36 V
Brom (Br) Br2 + 2e- 2Br-+1.07 V
Platin (Pt) Pt2+ + 2e- Pt +1.12 V
Silber (Ag) Ag+ + e- Ag +0.80 V
Eisen (Fe) Fe3+ + e- Fe2++0.77 V
Iod (I) I2 + 2e- 2I- +0.53 V
Kupfer (Cu) Cu+ + e- Cu +0.52 V
Cu2+ + 2e- Cu +0.34 V
Cu2+ + e- Cu+ +0.16 V
Wasserstoff (H) 2H++ 2e-H2 0 V
Blei (Pb) Pb2+ + 2e- Pb -0.13 V
Zinn (Sn) Sn4+ + 2e- Sn2+-0.15 V
Nickel (Ni) Ni2+ + 2e- Ni -0.23 V
Cadmium (Cd) Cd2+ + 2e- Cd -0.40 V
Eisen (Fe) Fe2+ + 2e- Fe -0.45 V
Nickel (Ni) NiO2+2 H2O+ 2e- Ni(OH)2 + 2 OH- -0.49 V
Zink (Zn) Zn2+ + 2e- Zn -0.76 V
Wasserstoff (H) 2 H2O+ 2e- H2 + 2 OH- -0.83 V
Chrom (Cr) Cr2+ + 2e- Cr -0.91 V
Niob (Nb) Nb3+ + 3e- Nb -1.099 V
Vanadium (V) V2+ + 2e- V -1.175 V
Mangan (Mn) Mn2+ + 2e- Mn -1.19 V
Zinn (Sn) Sn2+ + 2e- Sn -1.38 V
Aluminium (Al) Al3+ + 3e- Al -1.66 V
Titan (Ti) Ti2+ + 2e- Ti -1.77 V
Magnesium (Mg) Mg2+ + 2e- Mg -2.37 V
Natrium (Na) Na+ + e- Na -2.71 V
Calcium (Ca) Ca2+ + 2e- Ca -2.82 V
Kalium (K) K+ + e- K -2.92 V
Caesium (Cs) Cs+ + e- Cs -2.92 V
Lithium (Li) Li+ + e- Li -3.04 V
Tab. 2.1.1. Standardpotentiale ausgewählter Redoxpaare

Daneben ist für die Stabilität sehr wichtig, ob eine (Oxid)-Deckschicht entsteht bzw. wie diese beschaffen ist (s. z.B. bei Al oder Mg). Für die Übergangsmetalle sind zahlreiche Oxidationsstufen charakteristisch. Die Chemie dieser Metalle ist entsprechend vielfältig und wird zusätzlich interessant durch die Bildung von Koordinationsverbindungen mit Elektronenpaardonoren (Liganden).


Schmelz- und Siedepunkte, Dichte

Für die Verwendung der Metalle und Legierungen als Materialien sind die Schmelzpunkte die weitere wichtige Größe.

Abb. 2.1.1. Schmelzpunkte und Atomradien SVG VRML-PSE

Die Abbildung 2.1.1. zeigt den Gang der Schmelzpunkte (der in etwa dem der Siedepunkte entspricht) im Periodensystem. Maximale Schmelzpunkte liegen in jeder Periode bei halb gefüllten d-Schalen vor (Cr, Mo und W; 6. NG). Ausgehend von dieser Gruppe nehmen Schmelz- und Siedepunkte nach rechts und links stetig ab. Weit rechts im Periodensystem steigen die Schmelzpunkte wieder leicht an, da hier zunehmend kovalente Bindungsanteile (und damit hohe Bindungsenergien) vorliegen. Die Dichte der echten Metalle verläuft etwa umgekehrt zu den Schmelzpunkten. Sie hängt bei den einfachen Metallpackungen den Atommassen) ab. Damit verlaufen hier auch die Schmelzpunkte umgekehrt zu den Atomradien und parallel zur Dichte.

Die Gitterenergie (Kohäsionsenergie) der metallischen Elemente zeigt (wie auch der Verlauf der stabilen Oxidationsstufen, s. Kap. X.X. der Vorlesung Chemie der Metalle) beim Gang von links nach rechts im Periodensystem einen ungew"ohnlichen Verlauf. Die Gitterenergien steigen bis zur Mitte jeder Elementgruppe und fallen dann zum Ende jeder d-Elementreihe wieder ab. Daraus folgt die Beobachtung, dass die Metallradien bis zu Hälfte der Gruppe fallen und dann zum Ende der Periode wieder steigen. Dies ist gekoppelt mit den oben beschriebenen Maxima der Schmelz- und Siedepunkte bei den mittleren Elementen jeder d-Gruppe.

Zur Erklärung dieser Beobachtung muss bedacht werden, dass die s- und p-Zustände in den Übergangsmetallen gemeinsam breite Bänder ausbilden, da die radiale Dichteverteilungen der Atome vergleichbar sind. Dagegen sind die bei den Übergangsmetallen ebenfalls zum Valenzbereich geh"orenden (n-1) d-Elektronen energetisch zwar ebenfalls vergleichbar, diese Orbitale sind jedoch deutlich kernnäher als die s- und p-Zustände der darunterliegenden d-Schale. Betrachtet man zunächst nur die Lage der (n-1) d- und der n s-Zustände, so ergibt sich aus Rechnungen der freien Atome das in Abbildung 2.1.2. gezeigte Bild:

Abb. 2.1.2. Energetische Lage der (n-1) d- und der n s-Orbitale bei freien Übergangsmetall-Atomen SVG

Die Kernladungszahl Z steigt in jeder d-Reihe von links nach rechts im Periodensystem. Daraus folgt für die Atome selber, dass sowohl die Energien der n s- als auch die der (n-1) d-Niveaus in dieser Richtung fallen, die radialen Dichten \rho und die Wellenfunktionen kontrahieren. Allerdings schrumpften bzw. sinken die (n-1) d--Zustände stärker als die n s-Niveaus, da die Kern-näherenden d-Zustände stärkere Auswirkung der steigenden Kernladung 'spüren'. Verglichen mit den 3d-Zuständen fallen die 4/5d-Orbitale stärker, da weniger d-d-Abstoßung in der ausgedehnteren Schale auftritt. Vor allem die 6s-Zustände fallen aufgrund relativistischer Effekte überproportional. Damit ändert sich über jede "Übergangsmetallreihe der Abstand der s von den d-Niveaus: links: $\Delta_{\it s-d}$ stark negativ Mitte: $\Delta_{\it s-d}$ klein \\ rechts $\Delta_{\it s-d}$ positiv \\

Abb. 2.1.3. Schematische Darstellung der DOS in elementaren Übergangsmetallen SVG

Abb. 2.1.4. Zustandsdichten der Metalle Ti, Mo und Ag (FP-LAPW-Rechnung, 1000 k-Puntke) SVG

Die Änderungen der atomaren Energien machen sich nun bei der elektronische Struktur der reinen Metalle in etwas wie folgt bemerkbar: (genauer s.u.) Die n s/ p und (n-1) d-Zustände sind nicht im Core. s- und p-Zustände liegen bei ähnlichen Energien, hybridisieren und entsprechen insgesamt dem NFE-Ansatz (s. Kap. 2.2). Die (n-1)d liegen als 'Block' im s/p-Bandbereich. Die Lage dieses Blocks relativ zu s/p-Band-Unterkante sehr ähnlich wie Verlauf der Atomniveaus (s.o.):


Mechanische Eigenschaften

Ein wichtiges Kriterium für die technische Verwendung von Metallen und Legierungen sind ihre mechanischen Eigenschaften. Hier sind einige Punkte für Metalle charakteristisch und einmalig. Die mechanischen Eigenschaften hängen nicht nur von der Struktur, sondern vor allem auch vom Gefüge des Materials ab.

Abb. 2.1.2. Mechanische Eigenschaften (links: elastisch, rechts: plastisch) SVG, elastisch und SVG, plastisch

Die mechanischen Eigenschaften müssen unterschieden werden in:

Mikroskopisch sind die mechanischen Eigenschaften mit der Wanderung von Defekten und ähnlichen Prozessen verbunden und sind damit stark von der Vorbehandlung und der Kristallinität der Probe abhängig.
In Tabelle 2.1.1. sind einige Zahlen zu mechanischen Eigenschaften ausgewählter Materialien zusammengestellt.

Elastizitätsmodul Zugfestigkeit Bruchdehnung
E [kN/mm2]=[GPa] σF [N/mm2]=[MPa] εB [%]
Al 70 75-110 7
Dural 73 420-500 22
α-Fe218 180-210 50
V2A-Stahl195 500-750 40
Cu (rein)100-130 200 40
Cu (kaltgezogen)126 350 5
Au 81 140 50
Pb 16.1 12 .
Mg 44.8 116 .
Ir 530 . .
Si 100 . .
Al2O3 379.3 . .
Beton 27-45 1.6-5.2 .
Tab. 2.1.1. Mechanische Eigenschaften einiger Metalle (inkl. Vergleiche)

Am Beispiel des Aluminiums zeigt sich die Abhängigkeit der Elastizitätsgrenze von der Vorbehandlung der Probe. Indium und Zinn weisen geringe Härte, ein geringes Schubmodul aber eine hohe Elastizitätsgrenze auf. Molybdän ist besonders hart und hat ein hohes Elastizitätsmodul und hohe Zugfestigkeit.

Neben den obengenannten Größen gibt es weitere, technisch im Detail definierte Meßgrößen für die mechanischen Eigenschaften von Metallen:

Eine Besonderheit der Metalle ist auch das sogenannte Kriechen, d.h. das besondere Verhalten der Dehnung in Abhängigkeit von der Zeit.

Magnetische Eigenschaften

Einige wenige reine Metalle zeigen auch ferromagnetische bzw. antiferromagnetische Eigenschaften, die für die technische Anwendung von großer Bedeutung sind. Der Ferromagnetismus (z.B. bei Fe, Co, Ni, Gd) verschwindet bei Temperaturen oberhalb der Curie-Temperatur (Tc), der Antiferromagnetismus (z.B. bei Cr) oberhalb der Neel-Temperatur (TN).
Abb. 2.1.X. Übersicht MagnetmaterialienSVG

TC bzw. TN [K] Sättigungs- Magnetisierung [T]
Fe 1043 1.740
Co 1388 1.446
Ni 627.2 0.510
Gd 292.5 2.060
Cr 308 - (AFM)
Tab. 2.1.3. Magnetische Eigenschaften einiger Metalle

Die ferromagnetische Orientierung benachbarter Spins in einigen Metalle wir vereinfacht mit der sog. Bethe-Slater-Kurve symbolisiert (s. Abb. 2.1.X).

Abb. 2.1.X. Übersicht MagnetmaterialienSVG

Für die Anwendungen ist die Hysterese relevant. Kenngrössen sind ... (Hysterese, Sättigungsmagnetisierung)

Abb. 2.1.X. Übersicht MagnetmaterialienSVG

Einige komplizierte Legierungen (s. Exkurs bei den Laves-Phasen) sind als Magnetmaterialien noch deutlich besser geeignet als die reinen Elemente.

Abb. 2.1.X. Übersicht MagnetmaterialienSVG


Zu thermodynamischen (Wärmekapazität) und elektronischen Eigenschaften (elektrische Leitfähigkeit usw.) sei auf die Kursunterlagen zum Quantenchemie-Kurs, Abschnitt V verwiesen.

Thermische Eigenschaften

Für die thermischen Eigenschaften der Metalle ist ihre gute Wärmeleitfähigkeit bei relativ großen Ausdehnungskoeffizienten charakteristisch.
Die Wärmeleitung ist charakterisiert durch den Wärmestrom in Abhängigkeit des örtlichen Temperaturgradienten:
JQ = dQ/dt = - λ dt/dz
Die Proportionalitätskonstante λ nennt man Wärmeleitfähigkeitskoeffizient. Tabelle 2.1.2. zeigt, dass dieser Wert bei Metallen groß ist, d.h. Metalle gute Wärmeleiter sind. Die Unterschiede zwischen den Metallen sind relativ gering. Entscheidend für die Wärmeleitfähigkeit ist der elektronische Anteil, der von der Zahl der freien Elektronen und praktisch nicht von der Temperatur

Die thermische Ausdehnung beschreibt die Auswirkung von Temperaturänderungen auf das Volumen oder die Länge (linearer thermischer Ausdehnungkoeffizient) des Materials:

alphaV = 1/V (d V/d T) p bzw. alphaL = 1/L (d L/d T) p

linearer thermischer Ausdehnungs- Koeffizienten [K-1 10 -6] Wärmeleitfähigkeits- Koeffizient [W/mK]
W 4.5 178
Cu 16.5 398
Ag 19 428
Al 23.6 247
Ge 5.75 58.66
Glas 0.5 2
Tab. 2.1.2. Thermische Eigenschaften einiger Metalle

Die Tabelle 2.1.2. zeigt, dass alpha bei Metallen groß im Vergleich mit Nichtmetallen recht groß ist und W einen vergleichsweise kleinen Ausdehnungskoeffizienten aufweist: Bei Metallen besteht ein Zusammenhang zwischen elektrischer Leitfähigkeit und Wärmeleitung, da für beide Transportprozesse nur die Elektronen verantwortlich sind: (sog. Wiedemann-Franz-Gesetz)

λ - σ T
d.h. bei konstanter Temperatur sind elektrische und Wärmeleitfähigkeit zueinander proportional.

Elektrische Eigenschaften

Metalle sind elektronische Leiter, die Leitfähigkeit sinkt mit steigender Temperatur. Typisch ist, daß keine Bandlücke (s.u.) vorliegt. Die für die elektrische Leitfähigkeit charakteristische Größe ist die sog. spezifische elektrische Leitfähigkeit (sigma). Für die Transportgleichung des elektrischen Stroms in Abhängigkeit des örtlichen Spannungsgradienten gilt
JQ = dQ = dU
⎻⎻⎻ ⎻⎻⎻
dt dz
=- ≵ dU/dz Die spezifische elektrische Leitfähigkeit hängt von der Zahl der Ladungsträger und deren Beweglichkeit ab
σ = Σ ni ei μi
Die Leitfähigkeiten von Metallen sind i.A. sehr groß, die von Halbmetallen (As,Sb,Bi) leidlich und die von Halbleitern (z.B. Si, Ge) sehr schlecht. Die Metalle der A1- und A2-Gruppe (ohne die Cu-Gruppe!) zeigen spezifische elektrische Leitfähigkeiten von 1.4 106 (Y) bis 25 106 (für Mg) Ω-1 m-1. Die höchsten Leitfähigkeiten erreichen Cu und Ag (65 106). Auch Aluminium ist ein recht guter elektrischer Leiter mit 40 106. Der übrige Rest der Elemente rechts der Cu-Gruppe zeigt Leitfähigkeiten von weniger als 20 106. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten elektrischen Eigenschaften elementarer Metalle zusammengestellt:

Eg Ladungsträger- Konzentration [e-/cm3] e--Beweglichkeit [cm2/Vs] spzifische Leitfähigkeit [Ω1- m-1] Tc [K] für Supraleiter
Si 1.17 (i) 1350 4 10-4
Ge 0.744 (i) 3600 2.2 10-4
Te 0.33 (d) 3600 2.2 10-4
As 0 2 1020
Sb 0 5.5 1019 2.8
Bi 0 2.88 1017 1
K 0 1.4 1022 15.9 106
Na 0 2.65 1022 23 106
Cu 0 9.3 1022 65 106
Al 0 38 106
Hg 4.4 106 4.2
Tab. 2.1.2. Thermische Eigenschaften einiger Metalle

Daneben sind thermoelektrische Eigenschaften von Metallen und Halbleitern technisch wichtig. Beispielsweise weist Bi2Te3 (Eg = 0.15 eV) eine thermoelektrische Kraft von 212 muV/K auf. Auch vom Peltier-Effekt verschiedener Metallkontakte wird technisch Gebrauch gemacht (z.B. bei Thermoelementen).

Einige wenige Elemente (s. Abb. 2.1.3.) sind bei sehr tiefen Temperaturen Supraleiter. Einige Legierungen (z.B. Nb3Sn) zeigen deutlich höhere Sprungtemperaturen und werden daher technisch in großem Umfang eingesetzt.

Abb. 2.1.3. Supraleitung bei den ElementenSVG

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