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Inhalt 1. Einleitung 2. Wasserstoff 3. Edelgase 4. Halogene 5. Chalkogene 6. Pentele 7. Tetrele 8. Bor
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Vorlesung Chemie der Nichtmetalle

4. Halogene: F, Cl, Br, I, At

4.3. Interhalogenverbindungen

Verbindungen der Halogene untereinander (sogenannte Interhalogen-Verbindungen) sind mit den allgemeinen Formeln XY, XY3, XY5, XY7 bekannt, wobei

Bei den Interhalogenverbindungen handelt es sich um reaktionsfähige, typisch kovalente Verbindungen, die sämtlich aus den Elementen oder durch Fluorierungen mit XeF2 hergestellt werden können.
Die Übersicht in Abbildung 4.3.1. zeigt graphisch die bekannten Interhalogenverbindungen als farbige Quadrate. In diesem Diagramm variiert
Abb. 4.3.1. Übersicht über Interhalogenverbindungen SVG
In diesem Diagramm lassen sich allgemeine Tendenzen über Existenz, Stabilität und Reaktivität feststellen und der prinzipieller Unterschied zwischen den einfachsten Interhalogenen XY und den höheren Verbindungen XYn (n > 1) wird deutlich.

Einfache Interhalogene XY

Bei den einfachen Interhalogenverbindungen XY sind alle Kombinationen bekannt (Grundfläche des Diagramms in Abb. 4.3.1). Die Bindung in diesen einfachen Verbindungen entspricht der der Halogene selber, sie ist jedoch polar und daher sind die Verbindungen im Allgemeinen reaktiver als die einfachen Halogene. Aus dem Diagramm Abb. 4.3.1. folgen für diese Verbindungen die vorhersagbare Tendenzen und Eigenschaften: ClF ist ein farbloses, BrF ein hellrotes Gas. IF ist dagegen ein brauner Feststoff. Auch IBr ist fest, wie Abbildung 4.3.2. zeigt.
4.3.2. IBr
Je weiter X und Y im Periodensystem auseinander stehen, umso reaktiver sind die einfachen Interhalogene XY: Mit Wasser werden die elektronegativen Partner Y der Interhalogene zu Halogenid reduziert, die elektropositiveren Partner X werden zu den Hypohalogeniten oxidiert:
XY + H2O ---> HY-I + HOX+I (Hypo-halogenit)

Höhere Interhalogene XYn (n>1)

Bei den höheren Interhalgenverbindungen (XYn (n>1) handelt es sich bis auf ICl3 um Fluoride (hintere Wand des Diagramms Abb. 4.3.1). Alle Verbindungen sind hydrolyseempfindlich und wirken als starke Fluorierungs- und Oxidationsmittel. Mit steigendem Fluor-Gehalt zeigen sie erhöhte Flüchtigkeit. Nur Iod bildet das Heptafluorid. Die Strukturen lassen sich mit Hilfe des VSEPR-Konzeptes (Gillespie-Nyholm-Konzeption) erklären. Für die einzelnen Gruppen ...
XY3
Unter den Verbindungen der allgemeinen Zusammensetzung XY3 sind alle Fluoride sowie ICl3 bekannt. Die Bindung kann nach der VB-Methode nur unter Annahme eines sp3d-Hybrids erklärt werden. Es handelt sich um T-förmige Moleküle (trigonale Bipyramide, beide Lone-Pairs stehen äquatorial). Eine Ausnahme bildet ICl3, das als Dimer (ICl3)2 vorliegt.
4.3.2. Molekülstruktur von I2Cl6 SVG und VRML Abb. 4.3.3. ICl3
Aufgrund einer geringen Eigendissoziation weisen die Substanzen elektrisches Leitvermögen auf:
2 BrF3 <---> BrF2+ + BrF4-
Die Verbindungen sind amphoter, gehen also Lewis-Säure-Base-Reaktionen ein. Die Interhalogene (meist BrF3) können daher als Reaktionsmedien verwendet werden: BrF3 kann daher zur Auflösung edler Metalle und Metallhalogenide unter Oxidation nach:
Ag ---> AgF ---> Ag+ + BrF4-
eingesetzt werden. Chlortrifluorid, ClF3, ist eine der reaktionsfähigsten chemischen Substanzen überhaupt und reagiert mit fast allen Stoffen explosionsartig.
XY5
Alle Fluoride XF5 sind bekannt. Sie sind weniger reaktiv als die entsprechenden XY3-Verbindungen. Zur Beschreibung der Bindung nach der Valence-Bond-Methode muß ein sp3d2-Hybrid angenommen werden, die Molekülstruktur kann als ψ-Oktaeder beschrieben werden. IF5 ist ein technisches Produkt, das zur Fluorierung/Iodierung organischer Verbindungen für die Polymerherstellung eingesetzt wird.
XY7
Die einzige bekannte Verbindung dieses Typs ist IF7. Die chemische Bindung ist nach der VB-Beschreibung über ein sp3d3-Hybrid zu beschreiben. Damit wird auch deutlich, daß hier nur noch die Iod-Verbindung bekannt ist, da die Promotionsenergie von Elektronen in d-Zustände bei den schwereren Elementen geringer ist. Im Gas sind die F-Liganden in IF7 fluktuierend, im Festkörper bildet das Molekül eine pentagonale Bipyramide (s. Abb. 4.3.4.).
Abb. 4.3.4. Molekülstruktur von IF7 im Festkörper VRML

Kationische und anionische Interhalogen-Spezies

Neben den neutralen Interhalogenverbindungen sind aufgrund der Lewis-Säure-Base-Eigenschaft zusätzlich bekannt. Die Strukturen lassen sich wie die der neutralen Interhalogene nach dem VSEPR-Konzept erklären: In den Polyiodiden und den Polyiod-Kationen (s. Abb. 4.3.5.) tritt Iod sowohl als Ligand als auch als Zentralatom auf, so daß auch eine weitere Verknüpfung möglich ist.
Abb. 4.3.5. Übersicht über Poly-Iod-Anionen und -Kationen SVG
Im einzelnen sind bekannt.
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