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Die Verbindungen und Strukturen im Einzelnen:
P4O6
PIII4O6 ist das Anhydrid der phosphorigen
Säure. Die Struktur im Festkörper ist noch nicht sehr lange bekannt, denn
die Substanz bildet weiche, weiße Kristalle mit einem Schmelzpunkt von nur
24 oC und einem Siedepunkt von nur 175 oC.
Die Darstellung erfolgt durch Umsetzung von weißem Phosphor mit elementarem
Sauerstoff bei 50 oC und 0.1 bar. Wie bereits aus den physikalischen Eigenschaften
ersichtlich, liegt ein Molekülkristall mit isolierten
P4O6-Molekülen
vor, die formal aus P4 durch Einschub von Sauerstoffatomen in jede der
sechs Bindungen des Tetraeders aufgebaut werden kann.
Die Umgebung der P-Atome ist nahezu ideal tetraedrisch, die
P-O-Abstände liegen mit Werten von 164 pm zwischen Einfach- (P-O: 176 pm)
und Doppelbindungen (P=O : 156 pm). Der P-O-P-Winkel ist entsprechend mit 126 o
deutlich größer als der Tetraederwinkel.
Von P4O10, dem Anhydrid der Phosphorsäure, sind insgesamt drei kristalline Modifikationen bekannt, die alle aus PO4-Tetraedern, die je über drei Ecken verknüpft sind, aufgebaut sind. Diese Modifikationen sind ein schönes Beispiel für gleiche Tetraeder mit identischer Verknüpfung, die entweder zu 0- (Moleküle), 2- (Schichten) oder 3- (Raumnetz) dimensionalen Verbänden führt.
Übersicht zu Darstellung und Struktur der verschiedenen Modifikationen von
P4O10
(Von oben nach unten nimmt die Hydrolysebeständigkeit zu)
Modifikation | Umwdl. | Mp (Sbp.) [oC] | Dichte [g/cm3] | GIF | Strukturbeschreibung | |
H-P4O10 (hex.) | 420 (360) | 2.3 | metastabil | Molekülkristall, verschiedene Modifikationen, formal weißer P+O | ||
24 h, 400 oC | ||||||
flüssig | ||||||
Glas | ||||||
450 oC | ||||||
O'-P2O5 (ortho.) | 562 | 2.72 | metastabil | 3D-Verband, Ringe aus 10 PO4-Tetraedern, P wie Si in ThSi2 | ||
450 oC | ||||||
O-P2O5 (ortho.) | 580 | 2.74 | stabil | Schicht aus Ringen; isoster zu Blattsilicaten [Si2O5]2-; formal schwarzer P+O |
Neben den reinen PIII und PV-Oxiden gibt es gemischte Oxide , die entsprechend zwischen P4O6 und P4O10 liegen. Die Moleküle P4Ox sind für x=7,8 und 9 bekannt, jedoch nicht in reiner kristalliner Substanz, sondern als 'gemischte Oxide', d.h. als feste Lösungen ineinander. Die Kristallstrukturen zeigen entsprechend P4O6-Grundgerüste mit statistischer Besetzung der terminalen (exocyclischen) O-Positionen.
Es können 2 kristalline Phasen unterschieden werden:
AsIII2O3 (Arsenik) neigt zwar zur Glasbildung, trotzdem sind aber zwei verschiedene kristalline Modifikationen bekannt. Die kubische Hochtemperaturform Arsenolith (Arsenikblüte, Hüttenrauch) schmilzt bei 278 oC. Die Struktur enthält Moleküle wie P4O6. Unterhalb von 110 oC wandelt sie sich in die monokline Tieftemperaturform, den Claudetit (Abb. 2.6.1.) um, der bei 313 oC schmilzt. Die Struktur besteht aus hexagonalen Sauerstoff-verbrückten As-Netzen, kann damit also ebenfalls aus der Elementstruktur durch Einschub von Sauerstoff in alle As-As-Bindungen abgeleitet werden. Die As-O-Abstände betragen 180 pm, der Winkel O-As-O 100 o.
2.6.1. Struktur von As2O3 (Claudetit) | 2.6.2. Struktur von As2O5 |
As2O5 besteht nicht wie P4O10 aus Molekülen, sondern ist hochmolekular aufgebaut. Die recht komplexe Struktur enthält die Kationen As5+ nebeneinander in tetraedrischer (CN=4) und oktaedrische Koordination (CN=6). Dies erscheint insofern verständlich, als die Verbindung sauerstoffärmer als 2:6 = 1:3 ist, der Fall des ReO3-Typs mit allseits eckverknüpften Oktaedern, so daß die Zusammensetzung 2:5 nur durch Kantenverknüpfung von Oktaedern erreicht werden kann. Die AsO6/2-Oktaeder (nur Oktaeder: Zusammensetzung 1:3 z.B. in ReO3) und AsO4/2-Tetraeder (nur Tetraeder: Zusammensetzung 1:2 z.B. in SiO2) sind über alle Ecken miteinander verknüpft, so daß röhrenförmige Hohlräume entstehen (s. Abb. 2.6.2.).
SbIII2O3 bildet zwei kristalline Modifikationen: Die Tieftemperaturform, der Valentinit , wird in Analogie zum entsprechendem Sulfid (Grauspießglanz = Sb2S3) Weißspießglanz oder auch Antimonblüte genannt. Die Dichte beträgt 5.8 g/cm3, die Struktur besteht aus Bändern psi-tetraedrisch koordinierter SbIII-Atome. Die Sb-O-Abstände betragen 200 pm, der Winkel am Sb liegt zwischen 81 und 99 o. Die kubische Hochtemperaturform, der Senarmonit (Dichte 5.2 g/cm3) besteht aus Molekülen analog zu P4O6. Senarmonit läßt sich unterhalb von 606 oC in Valentinit überführen.
2.6.3. Struktur von Sb2O3 | 2.6.4. Struktur von Sb2O4 (Cervantit) |
Das gemischtvalenten SbIII-SbV-Oxid Sb2O4 (Cervantit), ein feinkörniges, gelbes Mineral, läßt sich (jeweils bei Temperaturen von ca. 800 oC) entweder durch Reduktion von Sb2O5 oder durch Oxidation von Sb2O3 herstellen. Cervantit ist isotyp zu SbNbO4 und besteht aus Schichten leicht verzerrter SbVO6-Oktaeder. Die Oktaederschichten entsprechen den NiF6-Oktaederschichten im K2NiF4-Typ. Die Schichten sind durch SbIII-Atome verknüpft, die psi-bipyramidal (Lone-Pair!) von Sauerstoff koordiniert sind.
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