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Inhalt 1. Bau + Strukturen 2. Reaktionen + Synthesen 3. Eigenschaften + Anwendungen
Vorlesung: Festkörperchemie

1. Bau von Festkörpern: Atomare und elektronische Strukturen

1.1.5. Kristallographie und Eigenschaften


Zum Abschluß des ersten Abschnitts zur Struktur von Idealkristallen und deren Strukturchemie soll die Bedeutung von Symmetrie für die Eigenschaften, genauer die Eigenschaften, die auf statischen Response (Polarisation, nicht auf Transportphänomen) basieren, s. Kapitel 3.2.) behandelt werden. Zum vollständigen Verständnis dieses Abschnitts ist ein Blick in die Kapitel zur Punktsymmetrie der Vorlesung Methoden der Anorganischen Chemie nützlich.

Idealkristalle und derer Kristallstrukturen basieren auf dem Vorliegen vollständiger Translationssymmetrie. Zu ihrer vollständigen Beschreibung sind die Elementarzelle mit den Abmessungen (die Gitterparameter) und die Lageparameter der Atome, sowie als Symmetrieinformation die Raumgruppe ausreichend. Die Punktgruppe (vgl. Molek¨l-Chemie) beschreibt die möglichen Kombinationen von Basis-Symmetrieoperationen (Drehung, Spiegelung, Punktspiegelung), die an verschiedenen Objekten (makroskopische Kristalle, Moleküle, Koordinationspolyeder etc.) mit (mindestens einem) konstanten Punkt möglich sind. In der Hermann-Mauguin-Schreibweise sind wegen der Translationssymmetrie als Basissymmetrieoperationen, die in/an Kristallen beobachtet werden können, nur

möglich. Alle Drehachsen sind eigentliche Symmetrieoperationen, d.h. die Chiralität des Objektes bleibt erhalten. Alle Dreinversionen sind mit einer umkehr der Chiralität verbunden; d.h. wenn eine solche Symmetrieoperation an einem Objekt beobachtet wird, kann dieses selber nicht mehr chiral sein. Die Punkt-Symmetrieeigenschaften eines Objektes werden bei in der Molekülchemie Punktgruppen (unendlich viele möglich), in der Kristallographie Kristallklassen (hier begrenzt auf 32 Stück) Kristallklasse genannt. Im ersteren Fall werden sie, obwohl vollkommen das gleiche gemeint ist, nach Schönflies, im zweiten Fall nach Hermann-Mauguin benannt. Details hierzu gibt es im M+K-Kurs Kristallographie und Beugung sowie auf den Web-Seiten zur Methoden-Vorlesung im Kapitel II.2. Die Punktgruppe kann bei frei gewachsenen Kristallen häufig aus der makroskopische Form des Kristallpolyeders erkannt werden (Goniometrie). Jede Punkt (Atom etc.) in einer Kristallstruktur hat eine Umgebung, die ebenfalls durch eine Punktgruppe beschrieben werden kann. In Tabelle 1.1.5.1 sind die 32 kristallographischen Punktgruppen (=Kristallklassen) gelistet.

1.1.5.1. Dreidimensionale Punktgruppen, die mit der Translation vereinbar sind (Kristallklassen), inkl. angepaßter Koordinatensysteme (Kristallsysteme).
Nr. Hermann-Mauguin- Schönflies-NameKristallsystem
Kurz-Symbol Lang-SymbolSymbol (Grothe-Bezeichnung)
11 1 C1 triklin-pedialtriklin (keine ausgezeichnete Richtung): a, b, c beliebig; α, β, γ, beliebig
2 Citriklin-pinakoidal
3m 1m1 Csmonoklin-domatisch monoklin (eine ausgezeichnete Richtung, die üblicherweise als b-Richtung gewählt wird): ab, γ beliebig
42 121 C2monoklin-sphenoidisch
52/m12/m1 C2hmonoklin-prismatisch
6mm2 mm2 C2vrhombisch pyramidal orthorhombisch: abc; α=β=γ=90o
7222 222 D2rhombisch-dispheniodisch
8mmm2/m 2/m 2/m D2hrhombisch-dipyramidal
94 411 C4 tetragonal-pyramidaltetragonal: a=bc, α=β=γ=90o
10 S4tetragonal-disphenoidisch
114/m4/m C4htetragonal-dipyramidal
124mm 4mm S4ditetragonal-pyramidal
134̅2m4̅2m C4htetragonal-skalenoedrisch
14422 422 S4tetragonal-trapezoedrisch
154/mmm4/m 2/m 2/m D4hditetragonal-dipyramidal
163 3 C3trigonal-pyramidal trigonal, (hexagonale Achsen): a=b≠c, α=β=90o
17 S6rhomboedrisch
183m13m1 C3vditrigonal-pyramidal
19321 321 D3ditrigonal-trapezoedrisch
20m13̅ 2/m 1 D3dditrigonal-skalenoedrisch
216 6 C6hexagonal-pyramidal hexagonal: a=b≠c; α=β=90o, γ=120o
22 C3htrigonal-dipyramidal
236/m6/m C6vhexagonal-dipyramidal
24m2m2 D3hditrigonal-dipyramidal
256mm 6mm C6vdihexagonal-pyramidal
26622622 D6hexagonal-trapezoedrisch
276/mmm6/m 2/m 2/m D6hdihexagonal-dipyramidal
2823 23 Ttetraedrisch-pentagondodekaedrisch kubisch: a=b=c, α=β=γ=90o
29m 2/m Thdisdodekaedrisch
304̅3m4̅3m Tdhexakistetraedrisch
31432432 Opentagonikositetraedrisch
32mm 4/m 3̅ 2/m Ohhexakisoktaedrisch

Die Abbildung 1.1.5.1. zeigt schematisch den Bezug zwischen den Symmetrieelementen und der Punktgruppe (oben) sowie zwischen den Punkt- und den Raumgrupppen (rechts für den dreidimensionalen, links für den zweidimensionalen Fall).

Abb. 1.1.5.1. Zusammenhänge zwischen Punkt- und Raumgruppen ‣ PDF
Die Gesamtstruktur ist damit auch als Kombination von Punktgruppen an allen Orten im Kristall anzusehen. Zur Beschreibung benötigt man in der Praxis die Gitterparameter (Abmessungen/Metrik der Elementarzelle) die Raumgruppe, die die Symmetrie innerhalb der Elementarzelle vollständig dokumentiert sowie die Positionen aller Atome in der Elementarzelle, die je nach ihrer Punktgruppe/Eigensymmetrie in allgemeine oder verschiedene spezielle Positionen eingeteilt werden. Ausgehend von der Kristallstruktur gelangt man durch Entfernen aller Translationssymmetrieelmenete (d.h. Ersatz der Gleitspiegelebenen durch Spiegelebenen sowie die Schraubenachsen durch normale Drehachsen von der Raumgruppe zu zugehörigen, sogenannten isomorphe Punktgruppe. Die isomorphe Punktgruppe der Raumgruppe bestimmt nicht nur die äußere Form des Kristalls (wenn frei gewachsen) sondern auch die physikalische Eigenschaften des Gesamtkristalls. Die Punktgruppe ist damit für die physikalische Eigenschaften wichtiger als Raumgruppe, denn sie beschreibt die nach außen resultierende Gesamtsymmetrie der Struktur. Die Einteilung der Punktgruppen in die Gruppen A bis E kann, nach den möglichen Eigenschaften, dem Schema aus Abbildung 1.1.5.2. entnommen werden.
Abb. 1.1.5.2. Einteilung der Punktgruppen ‣ PDF

Von den insgesamt 32 Punktgruppen sind: Weitere Details zur elektrischen Polarisation s. Kapitel 3.2..

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