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Inhalt 1. Bau + Strukturen 2. Reaktionen + Synthesen 3. Eigenschaften + Anwendungen
Vorlesung: Festkörperchemie

3. Eigenschaften und Anwendungen von Festkörpern

3.2. Polarisationseffekte (statischer Response)


Vorlagen


3.2.1. Elektrische Polarisation

3.2.1.1. Grundlagen, Übersicht
Die zweite Spalte der Polaristaions-Tabelle (2/X; s. Übersichtstabelle 3.1.1. in Kap. 3.1.) beschreibt die Ursachen, warum in einem Festkörper elektrische Polarisation auftreten kann. Bedingung für diese sogenannten dielektrischen Effekte ist natürlich, dass kein Ladungstransport erfolgt, der Stoff also ein Isolator ist, der weder Ionen- noch elektronische Leitfähigkeit zeigt. Besondere Dielektrika sind also Die kristallographische Voraussetzungen für das Auftreten dieser Effekt sind in der Übersicht Abb. 3.2.1. graphisch dargestellt.
Abb. 3.2.1. Kristallographische Voraussetzungen für besondere Effekte bei Dielektrika ‣ SVG
Die Bezeichnung der Gruppen von Kristallklassen s. auch Kap. 1.1.5.. Daraus folgt unmittelbar: Zudem sind Ferroelektrika immer sehr gute Dielektrika.
3.2.1.2. Gewöhnliche Dielektrika
Dielektrika sind Materialien, die auf elektrische Potentialdifferenz (elektrisches Feld) mit einer Polarisation P reagieren. Dazu darf keine elektronische oder Ionen-Leitfähigkeit (Transporteffekt!) auftreten. Als Richtwert gilt, dass die Leitfähigkeit kleiner als 1011 Ω cm sein sollte. Durch das äußere elektrische Feld E wird ein Dipolmoment P induziert: Pk=α i,kE i mit α=ϵ0 χ Die Proportionalitätskonstante αi,k (Polarisation/Polarisierbarkeit) ist dabei ein 3x3-Tensor, χ ist die dielektrische Suszeptibilität. Je nach Substanz besteht α aus verschiedenen Anteilen: α=αe +αi +αd +αs Die einzelnen Anteile: Für die Größenordnung der Polarisierbarkeits-Anteile gilt aus nachvollziehbaren Gründen meist: αs αd αi αe Die Frequenzen, denen diese Effekte noch folgen können sind: Wegen der Frequenzabhängigkeit ist α also eine komplexe Grösse und ein 3x3-Tensor!!!

Als Materialien für gute Dielektrika werden meist Ferroelektrika als einfache Dielektrika wie z.B. BaTiO3 verwendet.

Anwendungen finden einfache Dielektrika vor allem in Kondensatoren zur Speicherung von Ladung (Q = C V). Die Kapazität C eines Kondensators beschreibt praktisch die Fähigkeit, Ladung zu speichern. Sie hängt dabei nach: C=ϵ ϵ0A d ab von

Praktisch erreicht man eine hohe Kapazität also entweder durch große Flächen (z.B. in Folienkondensatoren usw.) oder durch Füllung aus Materialien mit hohem hohen Dielektrizitätskonstanten ϵ.

Einige Details zu wichtigen Bauarten von Kondensatoren:

  1. Keramische Vielschicht-Kondensatoren (Kekos) Keramikbrei : z.B. BaTiO3 mit org. Bindemitteln (ϵ = 2000-6000) Folien von einigen 100 stel mm Dicke (weich und schmiegsam wie dünnes Tuch Trocknen auf Band Zerschneiden in Blätter (etwa 20 x 20 cm) auf jedem Blatt mehrere 1000 Elektroden mit Siebdruckverfahren z.B. Pd-Präparat : 70 \% Metall, 30 \% Organik je 30 bis 60 Blätter Pressen und Schneiden Brennen: 1000 - 1400 C (alle org. Bindemittel zersetzen) Ende: 3mm bis 1 cm gro"s A = 100 cm^2 / cm^3 $ also Effekt: gro"se Fläche und gutes Dielektrikum
  2. Elektrolyt-Kondensatoren (Elkos)} im Gegensatz zu Vielschicht-Kondensatoren: schlechtes Dielektrikum, aber: $\bullet$ sehr dünnes Dielektrikum $\bullet$ A etwa 10 x grö"ser als bei Vielschicht-Kondensatoren \fbox{zur Vorlage} Ta-Klotz = eine Elektrode Ta direkt oxidieren (da $ TaO_2$ zu unregelmä"sig durch anodische Oxidation $\mapsto$ 0.1 bis 0.2 $ \mu m$ dicke Schicht 2. Elektrode = MnO2 (aus MnNO3 bei 300oC $ MnO_2$: elektrisch leitend, au"serdem: Selbstheilung: bei Durchschlag \mapsto$ Erhitzen $\mapsto$ Reaktion: $ MnO_2 \longrightarrow MnO + \frac{1}{2} O_2$ $ O_2$ oxidiert Ta wieder Nachteil: nur in eine Richtung verwendbar: und zwar die der Anodisierung: + auf der Ta-Elektrode
Externe Links:

Nach der Verwendung von Keramik-Kondensatoren unterscheidet man:

Besondere Dielektrika sind ferroisch (nichtlineares Verhalten der Polarisation; Kap. 3.2.1.3.) oder zeigen Sekundäreffekte (Nebendiagonal-Elemente der Ursache/Wirkung-Tabelle; Kap. 3.2.1.4.).

3.2.1.3. Ferroische Dielektrika
Ferroelektrika
Bei den ferroischen Dielekrika tritt im Unterschied zu normalen Dielektrika eine Hysterese der Polarisierbarkeit auf (s. Abb. 3.2.3).
Abb. 3.2.3. Hysterese der Polarisation bei Ferroelektrika ‣ SVG
D.h. ohne E-Feld bleibt die remanente Polarisierbarkeit PR maximale Polaristaion: Sättigungspolarisation: PS zum Löschen: Koerzitiv-Feld EC Ferner haben alle Ferroelektrika sehr hohe Dielektrizitätskonstanten, so dass die oben für Dielektrika angegebenen Anwendungsbereiche wichtig sind. Mikroskopische Beschreibung der Vorgänge bei der Hysterese: Ohne Feld sind die Dipole innerhalb einer Domäne, die ca. 10 bis 100 A groß ist, ausgerichtet. Insgesamt kompensieren sich die Dipolmomente aber. Beim Anlegen des elektrischen Felds kommt es zur Ausbildung einer Netto-Polarisation, die durch drei unterschiedliche Prozesse zustande kommen kann:
  1. Umkippen der Dipole innerhalb bestimmter Domänen
  2. Erhöhung der Polarisation innerhalb bestimmten Domänen.
  3. Verschiebung der Domänengrenzen
Ferroelektrizität ist ein Tieftemperaturzustand. Oberhalb einer Umwandlungstemperatur Tc, der sogenannten ferroelektrischen Curie-Temperatur, wird der Feststoff paraelektrisch. ϵ folgt dem Curie-Weiss-Gesetz ϵ=CT -θ Hierbei ist C die Curie-Weiss-Konstante. Meist ist Tc proportional zu θ. Häufig wird ϵ nahe Tc sehr groß, so daß das Material als sogenannter PTC-Thermistoren eingesetzt werden kann.

Ferroische Materialien sind entweder Verbindungen mit umkehrbarer Polarisation der Kristallklassen C oder D oder Verbindungen mit leicht verschiebbaren Kationen und/oder Anionen (typische Verschiebungen um ca. 10 pm). Häufig handelt es sich um Oxide mit Ionen in oktaedrische Koordination, bei der die Ionen verzerrt oktaedrische Ligandenfelder ausbilden.

Beispiele und typische Strukturmerkmale:

In Tabelle 3.2.1. sind wichtige Materialien mit ihren ferro- bzw. ferri-elektrischen Curie-Temperaturen zusammengestellt.

Tab. 3.2.1. wichtige Dielektrika
Verbindung Tc [oC] ferroelektrisch antiferro-elektr. ferrielektrisch
BaTiO3 120 x
KNbO3 434 x
NaNbO3 638 x
LiNbO3 1210 x
PbZrO3 233 x
Pb(ZrxTi1-x)O3 (PZT) x x
Bi4Ti3O12 675 - - x
Gd2(MoO4)3 (GMO) 159 x - -
NaNO2 164 x - -
KH2PO4 (KDP) -150 x - -
NH4H2PO4 (ADP) -125 - x -

Nach der Ursache der umkehrbaren Polarisation unterscheidet man zwei Arten ferroelektrischer Kristalle:

Wegen der hohem Dielektrizitätskonstante ε werden Ferroelektrika als Füllmaterial in Kondensatoren eingesetzt. Perowskite können dabei als Pulver oder Keramik verwendet werden, da die Polarisation in alle Richtungen möglich ist. Eine weitere Anwendung sind PTC-Thermistoren. Hierbei wird der positive thermischen Koeffizient (PTC = positive thermoelectric coefficient) nach der kritischen ferroelektrischen Temperatur ausgenutzt. Während die meisten nichtmetallischen Materialien (z.B. der Halbleiter NiO) einen negativen Koeffizienten aufweisen (NTC), steigt bei den PTC-Materialien der elektrische Widerstand mit der Temperatur stark an (wie bei Metallen, nur viel stärker). Typische Anwendung sind z.B. zur Temperaturregelung (z.B. bei Fönen o.ä.). Verwendete Materialien sind meist BaTiO3 oder PbTiO3 mit Mn- oder Fe-Dotierung (s. Abb. 3.2.X).
Abb. 3.2.2. Widerstand von PTC-Thermistoren ‣ SVG
Fazit: - Ausnutzung der umkehrbaren P + Hysterese - P und E-Feld nicht propotional ! (Ferroische Eigenschaft)
Antiferroelektrika
Antiferroelektrika sind sehr ähnlich den Ferroelektrika, die Dipole sind hier jedoch alternierend orientiert (s. Abb. 3.2.X). \psfig{figure=../angewandte/Xfig_bilder/ferroelektrisch.ps,width=5.0cm,angle=-90.} spontane Polarisation ist 0 keine Hysterese Beispiele: PbZrO3, NH4H2PO4 wie Ferroelektrika, nur abwechselnd ausgerichtete Dipole} Gesamtpolarisation über den Kristall = 0 keine Hysterese weitere Abb. : pzt_phasendiagramm (bei FK-Chemie!)
Ferrielektrika
eine Richtung ferroelektrisch, eine andere antiferroelektrisch Orientierung der Dipole: \psfig{figure=../angewandte/Xfig_bilder/ferrielektrisch.ps,width=8.5cm,angle=-90.} Beispiel:} $Bi_4Ti_3O_{12}$ in {\it eine} Richtung antiferroelektrisch: Verwendung wie Ferroelektrika Beispiele} - Li-Ammonium-Tartrat $LiNH_4(C_4H_4O_6)$ - $Bi_4Ti_3O_{12}$ (Aurivillius-Phasen)
3.2.1.4. Dielektrika mit 'Sekundäreffekten'
z.B. Polarisation ohne E-Feld, d.h. Nebendiagonal-Glieder der Polarisationstabelle
Piezoelektrika
Piezoelektrika sind Stoffe, die auf mechanischen Druck eine Polarisation zeigen, d.h. gegenüberliegende Kristallflächen laden sich unterschiedliche auf. Den umgekehrten Effekt, wenn beim Anlegen eines elektrischen Feldes Dehnung oder Stauchung des Materials erfolgt, nennt man Elektrostriktion. Bei linearer Abhängigkeit von Ursache und Wirkung gilt: χi,j ,kPσ =δ Pδσ χ sind die piezoelektrischen Koeffizient (Moduln). Da die Spannung ein Tensor 2. Stufe (3x3-Tensor) ist Die Materialien, die auf mechanischer Druck mit Aufladung unterschiedlicher Kristallflächen reagieren, lassen sich in der verschiedene Substanzklassen einteilen, die sich im Ladungsaufbau unterschieden. Vorraussetzung für das Austreten piezoelektrischer Effekt ist das Vorliegen von Kristallklassen ohne Inversionszentrum (und ohne Kristallklasse 432). Die 20 Klassen der Gruppe B, C, D und E zeigen den piezoelektrischen Effekt.

Die Strukturen der entsprechenden Materialien bestehen meist aus Tetraeder als Bauelementen. Da der Effekt nicht umkehrbar sein muss, ist der piezoelektrische Effekt besonders stark, wenn alle Tetraeder in eine Richtung weisen. Typische Beispiele für entsprechende Materialien sind:

Für verschiedene Anwendung werden auch Substanzen eingesetzt, die zusätzlich ferroelektrisch sind. - unterhalb der ferroelektrischen Temperatur - z.B. tetragonal verzerrte {Perowskite} PZT (Bleizirkonat-Titanat: Pb(Zrx,Ti1-x)O3) größter piezoelektischer Effekt bei x=0.5 auch BaTiO3 selber

Verwendung finden piezoelektrische Materialien für Mikrophone, Lautsprecher, Zigarettenanzünder, Frequenzgeber (Uhren), Aktuatoren usw. Fazit: Für die Anwendung dieser richtungsabhängigen Eigenschaften ist stets ein Einkristall ausreichender Größe erforderlich. Nebendiagonale der P-Tabelle $\mapsto$ Sekundärer Effekt aber i.A. linear, die Polarisation (Aufladung) ist porportional zur mechanischen Spannung.

Pyroelektrika
Pyroelektrika reagieren beim Aufheizen des Materials mit einer Aufladung der Kristallflächen. Die kristallographischen Voraussetzungen für das Auftreten dieses Effektes sind gleich wie die für Ferroelektrika, die Polarisation muss aber nicht umkehrbar sein. Temperaturänderung und Polarisation hängen linear voneinander ab {\Delta P = \pi \Delta T} Verwendung finden Pyroelektrika als IR-Detektoren. Wieder ist ZnO in der Wurtzit-Modifikation (Tetraeder, die alle in eine Richtung ausgerichtet sind) ein wichtiges Material. Bei gleichmäßiger Erwärmung laden sich die zur polaren Achse senkrechten Gegenflächen unterschiedlich auf. Diese spontane Polarisation ist im Unterschied zur Ferroelektrizität nicht umkehrbar Kristallographische Voraussetzung für das Auftreten des Pyroelektrischen Effektes entspricht der der Piezoelektrika, zusätzlich muss aber noch eine polare Achse (Schraubenachse ohne senkrechte Spiegelebene) vorhanden sein. Praktisch sind bei Pyroelektrika wegen der Belegung der geladenen Flächen des Kristalls nur Differenzen me"sbar: $ \Delta P_S=\pi\Delta T$ \frac{\pi}{ε} maximal gro"s $\mapsto$ ferroelektr. Materialien mit gro"sem ε ungeeignet Verwendung finden diese Stoffe z.B. als IR-Detektoren z.B. in Spektrometern (Triglycerinsulfat, ZnO).

Ferroelektrika Anwendung: von Ferroelektrika, die nicht nur hohes ε ausnutzen

  1. PTC-Thermistoren - Ausnutzung des positiven thermischen Koeffizienten:( Positive Thermoelektr. Coeffiezient) - während die meisten nicht metall. Materialien $\mapsto$ NTC (z.B. für HL NiO) - ferroelektrische Materialien nahe bei Tc $\mapsto$ PTC - bisher noch nicht verstanden warum?? also: Widerstand steigt mit der Temperatur (wie Metalle, nur viel stärker) Anwendung: zur Temperaturregelung (z.B. Fön) Material: meist BaTiO3 oder PbTiO3
  2. Displays mit transparenten ferroelektr. Materialien} Prinzip: elektrisch steuerbare Doppelbrechung Material: PLZT (Blei-Lanthan-Zirkonat-Titanat 8,65,35; Transparentes Display: mit Graustufen, aber nicht gro"s genug herstellbar
  3. elektrooptische Schalter Material: LiNbO3 Prinzip: Änderung des Brechungsindexes durch elektrisches Feld

3.2.2. Optische Eigenschaften

3.2.3. Magnetische Polaristaion

Physikalische Grundlagen
im Vakuum magn. Feldstärke (Erregung): H (in [T = Vs/m2]) bewirkt magn. Induktion (Flu"sdichte): B (in [A/m]) wobei gilt: $B = \mu_o H$} (1) ($\mu_o$ = magn. Feldkonst.: $\mu_0 = 4 \pi \cdot 10^{-7}$ Vs/Am mit Materie} (homogenes H-Feld) statt B = $B_{aussen}$ herrscht im Innern des Stoffes: \fbox{$B_{innen}=\mu_r B_{aussen}$} (2) $\mu_r$ dimensionslos: \underline{Permeabilit"at} = Durchl"assigkeit denn: $\mu_r = \frac{B_{innen}}{B_{au"sen}}$ (Richtwert: 1) {magn. Polarisation J} = im Stoff hinzukommende/wegfallende Induktion Gl. (2) in Gl. (3) einsetzen: J=Binnen -Baussen J= (μr -1) Baussen J (in [A/m]) ist also proportional zur aussen herrschenden Induktion Baussen. J=χV Baussen Der Proportionalit"atsfaktor χ, die magnetische Suzeptibilit"at (magnetische Aufnahmef"ahigkeit) Richtwert: 0 Durch Vergleich der Gleichungen (4) und (5) folgt: χV= μr- 1 \fbox{$\chi_V = \mu_r -1$} (6) f"ur J folgt: $J = B_{innen} - B_{au"sen} = (\mu_r - 1) B_{au"sen} = \chi_V B_{au"sen}$ = $\chi_V \mu_0 H$ Magnetisierung M} [A/m] stellt Bezug zum "au"seren Feld her: $ M = \frac{J}{\mu_0} = \chi_m H$ je nach Gr"o"se/Vorzeichen von $\mu$ und $\chi$ T-Abh"angigkeit dieser Gr"o"sen $\mapsto$ verschiedene Substanzgruppen
Diamagnetismus
Eigenschaft \underline{aller} Substanzen) \underline{Prinzip} angelegtes "au"seres Magnetfeld H induziert zus"atzliche $e^-$-Bewegung = Magnetfeld in allen Atomen dieses nach Lenz'scher Regel entgegengesetzt zum angelegten Feld Gr"o"se = f(Abstand der $e^-$ vom Kern) Resultat: Feldliniendichte im Inneren geringer Feld wird aus Stoff herausgedr"angt Stoff wird vom Magnetfeld abgestossen $\chi .lt. 0$; $\mu .lt. 1$ sehr schwacher Effekt: $\chi_V$ = $- 10^{-5}$ bis $- 10^{-6}$ T-unabh"angig Feld-unabh"angig
Paramagnetismus
alle Substanzen mit ungepaarten $e^-$ $\mapsto$ TM-Verbindungen, Lanthanoide auch bei elementaren Metallen (sog. Pauli-Paramagnetismus) \underline{Prinzip:} Elementarmagnete ($e^-$-Spin/Bahn) vorhanden richten sich im "au"seren Feld aus verst"arken damit Feldlinien im Innern Feld wird in Stoff hineingezogen Stoff wird in Feld hineingezogen $\chi > 0$; $\mu > 1$ insgesamt schwacher Effekt: $\chi_V$ = $+ 10^{-5}$ bis $+ 10^{-3}$ Berechnung/Erkl"arung der \underline{Gr"o"se/T-Abh"angigkeit} bei \underline{Metallionen} aus Komplexchemie bekannt: - kleinste Einheit: 1 BM = $\mu_B = \frac{e\hbar}{2m_e}$ - Spinanteil: $\mu_S = g \sqrt{S(S+1)}$ (g=2; S=Gesamtspin) f"ur 1$e^-$: $ 2 \sqrt{\frac{1}{2}(\frac{1}{2}+1)}$ = 1.73 $\mu_B$ - Bahnanteil: $\mu_L = \sqrt{L(L+1)}$ bei 3d-Metallen praktisch nur Spinanteil wichtig (Spin-only-Werte) Faustregel: ca. Zahl ungepaarter Spins + 1 = magn. Moment in $\mu_B$ gut f"ur fr"uhe 3d-Metalle, ab $d^6$ leichte Abweichungen f"ur alle kooperativen Effekte Werte selber nur ca. interessant die wichtigsten Ionen in ferroischen Materialien $\Downarrow$
Tab. 3.2.X. Paramagnetismus von Einzelionen
Ion Elektronenkonfiguration Grundterm mu_s/mu_B berechn. . mu_s/mu_B exp.
V4+ d1 2D3/2 1.73 1.8
V3+ d2 3F2 2.83 2.8
V2+, Cr3+ d3 4F3/2 3.87 3.8
Mn3+, Cr2+ HS-d4 5D0 4.9 4.9
Mn2+, Fe3+ HS-d5 6S5/2 5.925.9
Fe2+ HS-d6 5D4 4.95.4

T-Abh"angigkeit \psfig{figure=./Xfig_bilder/para_mag.eps,width=9.5cm,angle=0} normale Paramagnete, entweder

  1. ohne WW zwischen Spins \underline{Curie-Gesetz:} mit fallendem T steigt $\chi$ (weniger thermisch bedingte Unordnung) $\chi_{para} = \frac{C}{T}$
  2. mit paralleler/antiparalleler WW der Spins \underline{Curie-Wei"s-Gesetz} $\chi_{para} = \frac{C}{T-\Theta}$ $\Theta$ = paramagnetische Curie-Temperatur - $\Theta$ $\oplus$ bei paralleler WW - $\Theta$ $\ominus$ bei antiparalleler WW
bei \underline{elementaren Metallen} $\mapsto$ \underline{Pauli-Paramagnetismus} $\chi$ nur schwach positiv (nur wenige $e^-$ an $E_F$ ungepaart) $\chi$ unabh"angig von T

Kollektiver Magnetismus

Dia- und Paramagnetismus sind atomare Effekte, die in allen Aggregatzust"anden auftreten. Dagegen ist der kollektive/kooperative Magnetismus ein typische Festkörpereigenschaft. Hierbei kommt es zu einer Wechselwirkung der magnetischen Momente benachbarter Teilchen in dem Feststoff. Dabei können zwei verschiedene Mechanismen auftreten:
  1. Direkte Wechselwirkung der Elektronenspins benachbarter Teilchen führen immer zu ferroischem Verhalten, denn \psfig{figure=./Xfig_bilder/ferro_erklaerung.eps,width=10.4cm,angle=0} QM: Wahrscheinlichkeit f"ur $\Psi$-"Uberlappung besser bei antiparallem Spin Wichtig für eine gute Wechselwirkung sind damit eine hohe Zustandsdichte am Ferminiveau. Diese Voraussetzung ist vor allem bei den mittlere 3d-Elementen zu finden.
  2. Indirekte Wechselwirkungen über diamagnetische Br"ucken (sog. Superaustausch) bewirken meist eine antiferro-magnetische (aber gelegentlich auch eine ferro-magnetische) Spinwechselwirkung. Das Ausmass des Superaustauschs abh"angig von Bindung zur Br"ucke und Winkeln an Br"ucke \psfig{figure=./Xfig_bilder/superaustausch.eps,width=5.3cm,angle=0.}
Ferromagnetismus
Ferromagnetismus liegt vor, wenn sich benachbarte Spin parallel zueinander ausrichten. Dies ist der Fall in: Prinzip: M/H-Abh"angigkeit Anlegen "au"serer Felder H (Neukurve) parallele Ausrichtung der Spins innerhalb best. Bereiche (Wei"s'sche Bezirke) Anwachsen mit H bis zur S"attigung $M_s$ Mechanismus - anfangs: Verschiebung von Bloch-W"anden - bei gro"sem H: Umklappen komplette Dom"anen (Korn = Dom"ane $\mapsto$ hart!) Hysterese: \fbox{\tiny SVG, VL 5.1} \psfig{figure=./Xfig_bilder/hysterese_hm.ps,width=6.5cm,angle=-90} Entfernung von H: Remanenz-Magnetisierung $M_R$ bleibt (Stoff=Permanent-M.) zur Umpolung: Koerzitiv-Feld usw. Fl"ache innerhalb der Kurve: Energie, die zur Umkehr n"otig ist T-Abh"angigkeit \psfig{figure=./Xfig_bilder/ferro_mag.eps,width=8.5cm,angle=0} $gt$ $T_C$ (ferromagn. Curie-T.) $\mapsto$ paramagn. $lt$ $T_C$: $\chi$ f"allt mit T (Unordnung durch therm. Bewegung)
Antiferromagnetismus
$lt$ TN (Neel-Temperatur) $\mapsto$ antiparallele Spinausrichtung durch Superaustausch \underline{vorhanden bei} ($TN$ in K) Mn (95), Cr (313) MnO (120), CoO (292), NiO (523), $\alpha$-$Fe_2O_3$ (953), $FeF_2$ (80) keine Hysterese $\mapsto$ im wesentlichen akademisches Interesse \underline{T-Abh"angigkeit} \fbox{\tiny SVG, VL 5.1} $lt$ $TN$ $\chi$ steigt mit T $\mapsto$ Unordnung f"uhrt zu resultierendem Moment d.h. st"ort Gleichverteilung $gt$ $TN$ wie bei Diamagnetismus umgekehrt
Ferrimagnetismus
antiparallele Ausrichtung, aber mit ungleicher $e^-$-Zahl oder Richtung \underline{vorhanden bei:} Ferrite ($MFe_2O_4$, $\gamma$-$Fe_2O_3$) Granate Hysterese wie Ferromagnetika, daher gleiche Anwendungen Vorteil: meist Oxide usw., d.h. kein Wirbelstromverlust durch induzierte Str"ome T-Abh"angigkeit: praktisch vergleichbar mit Ferro, nur meist negative Debye-T. $\Theta$ $\bullet$ div. andere Ordnungsm"oglichkeiten der Spins: verkantet: $FeF_3$, $FeBO_3$ spiralf"ormig: Lanthanoide

Magnetische Materialien

Voraussetzung f"ur Anwendung
nur ferro-/ferri- $\mapsto$ Hysteresekurve $\bullet$ f"ur Anwendungen {\bf drei Gruppen} (vgl. Tabelle) \fbox{\tiny SVG/PDF, VL 5.3} \ding{192} Dauermagnete (Hartmagnete) gro"se Remanenz, sehr gro"se Koerzitivfeldst"arke $H_c$ \underline{Materialen:} $SmCo_5$ $Nd_2Fe_{12}B$ \ding{193} Weichmagnete f"ur die E-Technick z.B. Transformatoren, Spulenanker in Motoren geringe Fl"ache (Energie!, MH), kleine Koerzitivfeldst"arke $H_c$ geringe elektr. Leitf"ahigkeit \underline{Materialien:} Fe mit isolierenden Zwischenschichten 45 Permalloy (Fe/Ni: 55/45) \ding{194} Datenspeicherung rechteckige Hysterese-Kurve (1-0) \underline{Materialien} $\mapsto$ f"ur Tapes und Disketten: $\gamma$-$Fe_2O_3$ (Spinell-Str.) Herst.: l"angliche elliptische Pigmente "uber FeOOH, da Spinell-Str. keine Nadeln bildet Verw.: Tapes, Disketten $CrO_2$ (Rutil) $\mapsto$ f"ur Fesplatten div. Metall-Legierungen - Al-Substrate + CoPtCrB-Legierung $\bullet$ {\bf "Ubersicht "uber Materialien} \psfig{figure=./Xfig_bilder/magnetmaterialien.eps,width=5.9cm,angle=0}
Tab. 3.2.X. Magnetische Materialien
Substanz mu_r B_s [T] H_c [A/m] M_R [T] B $\cdot$ H [TA/m]
SmCo5 760 000 0.95 200 000
Nd_2Fe_{12}B 880 000 1.2 360 000
BaFe_{12}O_{19} 190 000 0.4 20 000
Fe 5 000 2.14 72
45-Permalloy (Fe/Ni) 25 000 1.6 20 klein
B2 Ferroxcube $(Ni,Zn)Fe_2O_4$ 0.3
$\gamma$-$Fe_2O_3$ 30 000
$\gamma$-$Fe_2O_3$ Co-dot.
CrO2 110 000
Fe 75 000-130 000
Fe/Co (70/30) 90 000-160 000
Co/Pt/Cr/B

Metalle und Legierungen
Metalle der 3d-Reihe: "Ubersicht:
Tab. 3.2.X. Metallische Magnetmaterialien
$T_{C/N} [K]$ ferro antiferro
Fe 1043 x
Ni 631 x
Co 1404 x
Nd_2Fe_{12}B 583 x
SmCo_5 998 x
Mn 95 x
Cr 313 x

Fe, Co, Ni $\mapsto$ ferro, d.h. gleichgerichtete Spins mit unterschiedlicher Spinstruktur: \psfig{figure=./Xfig_bilder/fe_co_ni.eps,width=6.9cm,angle=0} Elemente davor: Cr, Mn $\mapsto$ antiferro, aber nur bei sehr kleinem T Cr = b.c.c.: antiparallel Orientierung entlang einer Achse alle anderen 3d-Metalle $\mapsto$ kein kollektiver Magnetismus (normale Pauli-Paramagnete) Begr"undung hierf"ur: Magnetismus in der Mitte der d-Reihe $\mapsto$ ungepaarte $e^-$ vorhanden Cr, Mn: klein Abst"ande $\mapsto$ direkte d-d-WW (antiparallel) Fe, Co, Ni: gr"o"sere Abst"ande $\mapsto$ antiparallele WW Zahl der ungepaarte Spins: Fe: $d^6s^2$, real: $d^{7.4}s^{0.6}$ $\mapsto$ 2.2 ungepaarte $e^-$ Cu: keine ungepaarten d-$e^-$ moderne Festplatten: Legierungen Fe-Pt usw. (Muster) Platte: CoPtCrB-Legierung auch z.B. mit Ru-Zwischenschicht zwischen 2 antiparallelen Schichten Lesekopf: heute sog. GMR: {\it Giant Magnetoresistande} Prinzip: Nano-Schichten Fe-Cr-Fe Wiederstand h"angt von der Magnetisierung der Fe-Schichten ab (ganz klarer Effekt von !Nano! % $\bullet$ \underline{Seltene Erden} viele ungepaarte Spins z.T. T-abh"anig Wechsel des Magnetismus $\bullet$ \underline{Legierungen} besonders starke Dauermagnete: $SmCo_5$ ($CaCu_5$-Typ) \psfig{figure=./Crystal_bilder/smco5.ps,width=4.9cm,angle=0} $SE_{12}Co_{17}$ ($Th_2Zn_{17}$-Typ usw.) $Nd_2Fe_{12}B$ usw.

"Ubergangsmetalloxide MO
keine Anwendung, aber antiferromagnetisch magn. Spinstruktur aus Neutronenbeugung (Zellvergr"o"serung) \psfig{figure=../methoden_ac/Scan_bilder/mno.ps,width=5.0cm,angle=0.} (Beugungsdiagramm von MnO unter-/oberhalb der Neel-Temperatur) Spinstruktur = "Uberstruktur: \psfig{figure=../methoden_fkc/Crystal_bilder/mno_mag.ps,width=4.3cm,angle=0.}
Spinelle
als Beispiel f"ur ferri-magn. Materialien z.B. Ferrite: $M^{2+}Fe_2O_4$ (M=Mg, Ni, Mn) abh"angig vom Inversionsgrad $\mapsto$ anti- oder ferri-magnetisch Struktur: $A^t[B_2]^oO_4$ \psfig{figure=./Crystal_bilder/spinell_ende.ps,width=10.0cm,angle=0.} t- und o- Pl"atze koppeln antiparallel (Superaustausch) \psfig{figure=./Xfig_bilder/spinell.eps,width=4.0cm,angle=0.} z.B. $MgFe_2O_4$ bei kompletter Inversion, d.h. 1x $Fe^{3+}$ ($d^5$) auf t, 1x auf o-Platz $\mapsto$ antiferro bei unvollst"andiger Inversion: $\mapsto$ ferri, d.h. Hysterese
Granate
kein Problem mit Inversion Untergitter mit unterschiedlicher Ionenzahl alle ferrimagnetisch $\mapsto$ Hysterese Einbau von SE (mit hohem Paramagnetismus) m"oglich z.B. YIG: $Y_3Fe_5O_{12}$ (alles $Fe^{3+}$) allgemeine Formel: $Ca_3Al_2Si_3O_{12}$
Tab. 3.2.X. Chemische Zusammensetzungen von Granaten
A3 B2 X3 Magnetismus
Grossular Ca3 Al2 Si3 -
Uvarovit Ca3 Cr2 Si3 -
Pyrop Mg3 Al2 Si3 -
Andradit Ca3 Fe2 Si3 -
YIG Y3 Fe2 Fe3 ferri

Die Struktur (s. Abb. 3.2.X) \psfig{figure=../silicate/Crystal_bilder/granat.ps,width=6.0cm,angle=0.} besteht aus AlO6-Oktaedern und SiO4-Tetraedern, die "uber Sauerstoff-Liganden ann"ahernd linear verkn"upft sind, so da"s der Superaustausch günstig ist. Granate: gro"se magn. Effekt, aber keine elektrischen Leiter keine Wirbelstromverluste bei Wechselstrom

3.2.4. Mechanische Eigenschaften (elastisch)

Inhalt 1. Bau + Strukturen 2. Reaktionen + Synthesen 3. Eigenschaften + Anwendungen
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