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Inhalt 1. Einleitung 2. Wasserstoff 3. Edelgase 4. Halogene 5. Chalkogene 6. Pentele 7. Tetrele 8. Bor
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Vorlesung Chemie der Nichtmetalle

1. Einleitung

1.1. Metalle - Nichtmetalle: Abgrenzungen, Stellung im PSE

Nichtmetalle sind die elektronegativen Elemente, die im Periodensystem rechts oben stehen. Es handelt sich um typische Anionenbildner. Als Kennzeichen nichtmetallischer Elemente können zunächst genannt werden:

Bor Silicium Schwefel Selen Tellur
Abb. 1.1.1.: Fotos von nichtmetallischer Elementen an der Grenze zu den Metallen
Dagegen stehen die physikalischen Eigenschaften metallischer Elemente: Außer den Unterschieden in der Temperaturabhängigkeit (s.u.) der elektronischen Leitfähigkeit unterscheiden sich auch die Werte für die Leitfähigkeiten bzw. der elektrische Widerstand als Kehrwert der Leitfähigkeit) beim Übergang vom Metall zum Nichtmetall gravierend:

Leiter Stoffklasse Substanz spezifischer elektr. Widerstand Bandlücke ΔE
[Ω m] bei 25oC [eV] bei 0 K
1. Klasse Metalle Cu 1.7 * 10-8 keine
Li 8.6 * 10-8 keine
Halbmetalle As 3.5 * 10-7 0
Bi 1.2 * 10-6 0
C (Graphit) 0.8 * 10-5 0
2. Klasse Halbleiter Te 2 * 10-3 0.33
Si 1 * 101 1.17
Nichtmetalle Glas 109 >> 3 eV
S 1014 >> 3 eV
C (Diamant) 5.4 eV

Tab. 1.1.1. Elektrische Leitfähigkeiten ausgewählter Stoffe

Für die genaue Eingruppierung und die Trennung der Nichtmetalle von den Metallen aus physikalischer Sicht ist die Temperaturabhängigkeit der elektrischen Leitfähigkeit σ maßgeblich. Danach unterschiedet man in:

  1. Leiter 1. Klasse (z.B. Metalle oder Halbmetalle), bei denen eine Temperaturerhöhung zu einer Verringerung der Leitfähigkeit, d.h. zu einer Erhöhung des elektrischen Widerstands führt.
  2. Leiter 2. Klasse (z.B. Isolatoren oder Halbleiter), bei denen genau die umgekehrten Effekte auftreten. Mit der Temperatur nimmt die Leitfähigkeit zu, der Widerstand entsprechend ab.
Abb. 1.1.2. Temperaturabhängigkeit des elektrischen Widerstands ρ SVG
Die Abbildung 1.1.2. zeigt den typischen Verlauf des elektrischen Widerstands für die beiden Leiterklassen. Zur Erklärung dieser Abhängigkeit ist wichtig, daß die elektronische Leitfähigkeit neben der Ladung der Elektronen (e), von der Zahl der Ladungsträger (N) und deren Beweglichkeit (B) bestimmt wird:

σ = e N B

Die Gruppierung in Metalle und Nichtmetalle aus bindungstheoretischer Sicht hängt mit diesen physikalischen Messungen natürlich direkt zusammen. Entscheidend ist der energetische Abstand zwischen besetzten und unbesetzten elektronischen Zuständen, im MO-Modell der Molekülchemie der HOMO-LUMO-Abstand. Molekülverbindungen (ohne ausgedehnte Wechselwirkungen der Atomorbitale) sind damit Nichtmetalle. In allen Festkörpern kommt es unabhängig vom Bindungstyp zu einer Wechselwirkung sehr vieler Atomorbitale miteinander, die zu einer Verbreiterung der Energieniveaus führt. Im Extremfall (s. Abb. 1.1.3. rechts) entsteht dabei ein kontinuierlicher Bereich erlaubter elektronischer Zustände (Grenzfall Elektronen im potentialfreien Kasten), ein einfaches Modell für ein Metall.

Abb. 1.1.3. Beschreibung der Bindung in Feststoffen (rechts: Metall, vgl. Elektron im Kasten) SVG

Aufgrund der Zustandsdichten (DOS = Density of States = Zustandsdichte, s. Abb. 1.1.4.) können die Feststoffe dann eingeteilt werden in:

Abb. 1.1.4. Zustandsichten in Metallen, Halbmetallen, Halbleitern und Isolatoren SVG

Da für die elektronischen Eigenschaften (elektronische Leitfähigkeit) nur die energiereichen Elektronen des obersten Bereichs des Valenzbandes verantwortlich sind, folgt daraus die oben zur Unterscheidung genannte elektronische Leitfähigkeit:

Für die optischen Eigenschaften ('Absorptionsfarbe') folgt aus dem Energiebereich des sichtbaren Lichtes (1.5 - 3.0 eV), dass alle Feststoffe mit Bandlücken kleiner 1.5 eV schwarz (oder bei sehr kleinen Bandlücken metallisch glänzend) erscheinen. Stoffe mit breiten Leitungsbändern und Bandlücken zwischen 1.5 und 3.0 eV sind farbig, mit Farben zwischen gelb -- orange -- rot -- violett-braun -- schwarz (vgl. Metall-Sulfide).

Die Grenze zwischen Metallen und Nichtmetalle im Periodensystem ist ebenfalls nicht ganz eindeutig zu ziehen. Eine Reihe von Elementen bildet zusätzlich mehrere Modifikationen mit unterschiedlichen elektrischen Eigenschaften und elektronischen Strukturen:

Abb. 1.1.5. Details zur Grenze zwischen Metallen und Nichtmetallen im Periodensystem SVG
Einige Punkte zur Erläuterung der Grenze Metalle - Nichtmetalle in der obigen Abbildung:

Abb. 1.1.6. Nichtmetalle im Periodensystem SVG
Aus den aus der Grundvorlesung und dem Einführungskurs bekannten Tendenzen atomarer Größen im Periodensystem (s. Abb. 1.1.7) und aus der Tatsache, daß die nichtmetallischen Elemente im PSE rechts oben zu finden sind, lassen sich weitere allgemeine Eigenschaften angeben:
Abb. 1.1.7. Tendenzen verschiedener Elementeigenschaften im Periodensystem SVG


In der Vorlesung werden die nichtmetallischen Elemente im Wesentlichen von rechts nach links besprochen, und zwar

Zu jeder Gruppe von Elementen werden jeweils die Elemente selber, d.h. ihr Vorkommen, die Gewinnung, Eigenschaften, Struktur, Nachweis und Herstellung besprochen. Es folgen jeweils wichtige Verbindungen, diese wiederum nach dem Periodensystem geordnet, d.h. zunächst die Wasserstoffverbindungen, dann die Edelgasverbindungen, die Halogenide und die Chalkogenide. Da diese Vorlesung leider keine Experimentalveranstaltung ist, wird möglichst immer ein Bezug zum Praktikum und zur Grundvorlesung hergestellt. Da die wässrige Chemie der Anionen aus der Analytik bereits bekannt ist, entfallen diese Aspekte hier weitgehend. Wichtig sind außer den Grundlagen zu den Elementen vor allem

Konkret ergibt sich für die Vorlesung Chemie der Nichtmetalle die folgende Inhaltsübersicht:

  1. Einleitung, Allgemeines
  2. Wasserstoff (H)
  3. Edelgase (8. Hauptgruppe: He, Ne, Ar, Kr, Xe, Rn)
  4. Halogene (7. Hauptgruppe: F, Cl, Br, I, At)
  5. Chalkogene (6. Hauptgruppe: O, S, Se, Te, Po)
  6. Pentele (Pnicogene, 5. Hauptgruppe, Stickstoff-Gruppe: N, P, As)
  7. Tetrele (4. Hauptgruppe: C, Si)
  8. Bor (Triele, 3. Hauptgruppe)
Für alle Nichtmetalle gemeinsam sind noch die folgenden beiden Teilkapitel
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